Inland

Das Münchner Bündnis #Ausgehetzt zeigt Flagge

Das Münchner Bündnis #Ausgehetzt entstand im Sommer 2018. Die Initiative setzt ein Zeichen „gegen die Politik der Angst“. Stattdessen sagen die Bayern: Servus, Solidarität!
von Johanna Schmeller · 18. Dezember 2018
Ausgehetzt
Ausgehetzt

Ein Zeichen setzen gegen rechte Hetze, dafür steht in Süddeutschland besonders ein Hashtag: #ausgehetzt. Dahinter verbirgt sich ein Bündnis von rund 130 Organisationen. Die Kulturintellektuellen, politischen Parteien und zivilen Bewegungen wenden sich gegen menschenverachtende Äußerungen und Maßnahmen von drei CSU-Politikern: gegen CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, gegen den bayerischen Ministerpräsidenten ­Markus Söder und gegen Bundesinnenminister Horst Seehofer.

Im Münchner Sommerregen waren erstmals mindestens 20.000 Menschen unter #ausgehetzt zu einem Sternmarsch zum Königsplatz aufgebrochen, dem früheren Aufmarschareal der National­sozialisten. Nicht einmal ein Fünftel hatten die Veranstalter erwartet. Weitere Demos organisierte das Bündnis im Herbst.

Widerstand gegen rechte Hetze

Das Volkstheater, die Kammerspiele, das Schwule Kommunikationszentrum und die Initiative „Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie“ hatten die Demonstration teils organisiert, teils unterstützt, „weil es dringend nötig ist, dass die schweigende Bevölkerung sich zu Wort meldet und in den populistischen, teilweise rassistischen Diskurs interveniert, der inzwischen leider nicht mehr nur von Pegida oder AfD ausgeht“, unterstrich Organisator Thomas Lechner. Auch das Jüdische Museum hatte seine Solidarität erklärt.

Gegen Zynismus, der sich in Realität übersetzt

„Wir wenden uns nicht gegen die Partei CSU“, betonte Matthias Lilienthal, Intendant der Münchner Kammerspiele. „Wenn man in Bayern etwas machen will, muss man das auch mit der CSU machen. Wir wenden uns gegen Dobrindt, Söder und Seehofer“. Die Anfrage dazu kam von den Organisationen, aber das Verhalten von Bundesinnenminister Horst Seehofer gab letztlich den Ausschlag: „Als er sich gefreut hat, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen abgeschoben wurden, fand ich das einen solch zynischen Akt“, sagte Lilienthal. Dieser Zynismus habe sich in die Realität übersetzt, wie man an dem Selbstmord eines ausgeflogenen ­Afghanen gesehen habe.

Kurz zuvor hatte Markus Söder den Begriff des „Asyltourismus“ geprägt und habe ihn „inflationär benutzt“, so Lilienthal. Dem Theatermann sind die „zynischen Sprachfiguren“ unerträglich: „Politiker dürfen nicht so abwertend reden.“

Die „Weltstadt mit Herz“, steht auf: gegen sprachlichen Populismus, eine menschenunwürdige Sprache und gegen  gesellschaftliche Spaltung. Das Beispiel sollte  Schule machen.

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