Inland

"Dann ist man Sozialdemokratin"

von Werner Loewe · 23. Januar 2013

„Links und frei“ – präziser als mit diesem Motto Willy Brandts ließe sich das Leben der großen Sozialdemokratin Eva Rühmkorf nicht auf eine Formel bringen.

 

Die Diplompsychologin, 1935 in Breslau geboren, war eine Kämpferin, kaum jemals entschied sie sich – auch beruflich – für den bequemen Weg. 1978 wurde sie Direktorin der Jugendstrafanstalt Vierlande in Hamburg, 1979 wurde sie Leiterin der bundesweit ersten Gleichstellungsstelle, der „Leitstelle Gleichstellung der Frau“ in Hamburg. 1983 wurde sie zur Staatsrätin ernannt, eine Frau in diesem illustren Männerzirkel, der immer noch unter der Hand als Syndikat bezeichnet wird, aus den Zeiten, als die Staatsräte in Hamburg noch Syndici hießen.

1988 wurde sie Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur in der Landesregierung von Schleswig-Holstein unter dem Ministerpräsidenten Björn Engholm. 1990 übernahm sie das Ministerium für Bundesangelegenheiten und wurde gleichzeitig stellvertretende Ministerpräsidentin. 1990 schied sie aus der Landesregierung aus.

Eva Rühmkorf hat insbesondere als leidenschaftliche Frauenpolitikerin Bahnbrechendes geleistet. Sie hat sich engagiert für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern eingesetzt, auch ganz konkret für gleiche Entlohnung oder für geschlechtsneutrale Stellenausschreibungen. Sie hat für eine ausreichende Finanzierung der Hamburger Frauenhäuser gesorgt, für ein eigenständiges Bleiberecht für Migrantinnen gekämpft und das Gesetz gegen Vergewaltigung in der Ehe mit initiiert.

Sie, die sich einmal selbst als „linke Sozialdemokratin, Pazifistin und Feministin“ bezeichnete, hat in einem ihrer Bücher als ihre Überzeugung formuliert, „dass man, wenn man die Welt besser machen will, Sozialdemokratin sein muss. Oder besser: Dann ist man Sozialdemokratin.“ Ihre Leidenschaft, ihre Klugheit, ihre Spontaneität, ihre Herzlichkeit werden uns fehlen. Wir werden sie nicht vergessen.

Autor*in
Werner Loewe

ist Mitarbeiter der vorwärts-Redaktion, Geschäftsführer a. D. des vorwärts-Verlags und ehemaliger Landesgeschäftsführer der SPD Hamburg.

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