Inland

Damit es schön klingt

von Maicke Mackerodt · 16. Dezember 2012


Die Kombination Technik und Musik ist genau richtig. Das habe ich mit 16 Jahren so tief gespürt, dass ich gar keine Alternative erwogen habe. Wir haben zu Hause viel gesungen und musiziert. Ich habe Gitarre und Flöte gespielt. Als Kind hatte ich eine Stereoanlage mit Mischpult, Technik zog mich magisch an. 

So entstand früh der Wunsch, beides zu verbinden. Ich habe Klavierstunden für die Aufnahmeprüfung der Musikhochschule genommen, um Ton und Bildtechnik zu studieren. 

Das Studium ist vielfältig: Elektrotechnik, Mathe, Physik, Chemie, Gehörbildung, Partitur lesen. 75 Prozent Ingenieurwissenschaft, 25 Prozent Musik. Damals haben wir die Studiotechnik in einem verrosteten Ü-Wagen erprobt, Aufnahmen von Kirchenkonzerten gemacht, da war viel Kreativität gefragt. Beim Studium habe ich mir Zeit gelassen, nebenbei auf Messen Beschallung gemacht. 1983 fing ich in Berlin als Tontechnikerin an. So bin ich in den Hörfunk reingerutscht. Seit 1989 arbeite ich in Köln beim WDR, bin inzwischen seit 18 Jahren als Ton-Ingenieurin dabei, wenn Hörspiele wie „Die Säulen der Erde“ entstehen. Das ist so vielfältig, ich bin genau da, wo ich hin wollte. 

Mein Arbeitstag beginnt entweder um 9 Uhr oder um 16.30 Uhr. Ich bereite das Studio vor, fahre die Computer hoch, baue Mikrofone und Stellwände auf. Um 9.30 Uhr kommt die Regie, wir haben einiges zu besprechen: Wie können wir das aufnehmen? Welche Geräusche machen wir selbst? Wie soll der Raum klingen? Ich mag es, im Team zu arbeiten mit Musikern, Schauspielern, Tontechnikern und Regie. Es macht Spaß, mit Hannelore Hoger oder Katharina Thalbach zu üben, wie sie sich bewegen sollen. Darauf zu achten, dass sich der Text geschmeidig sprechen lässt. Ich bin für die Technik verantwortlich, die sehr umfangreich geworden ist. Tasten, Regler, Mikrofone, Kopfhörer. Mittendrin arbeite ich am digitalen Pult, jede Bewegung wird aufgezeichnet. Am Mischpult bringe ich das hinterher in das richtige Lautstärke-Verhältnis, gebe räumliche Effekte wie Hall drauf, bewege Schauspieler, indem ich Schritte drunter lege. Meine Arbeit ist, das Ganze zum Wohlklang zu bringen, damit beim Hören Kino im Kopf entsteht. Als Herrin über 54 Tonspur-Regler fühle ich mich dabei zuweilen wie im Cockpit eines Flugzeugs.“ n

TON-INGENIEURIN GERTRUDT MELCHER
56 Jahre, lebt in Köln
Ausbildung: Master Studium Ton- und Bildtechnik
Status: angestellt
Gehalt: 3500  (Einstieg) bis 6000 Euro brutto im Monat
Arbeitszeit: 39 Wochenstunden nach Tarif, Schichtarbeit

Autor*in
Maicke Mackerodt

ist Journalistin, Audio-Biographin und Coach. Sie lebt in Köln.

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