CSD in Berlin: SPD erschüttert nach Angriff auf hessischen Juso
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Nachdem der Demozug des CSD im vergangenen Jahr noch wegen Corona ausgefallen war, startete er in diesem Jahr wieder. Unter dem Motto „Save Our Community – Save Your Pride“ gingen am Samstag 65.000 Menschen auf die Straße, um für die Sichtbarkeit und Gleichberechtigung der LGBTQ*-Community zu demonstrieren. Für den Sozialdemokraten Jan Luca W., der aus Hessen zum CSD angereist war, verlief der Abend jedoch nicht friedlich.
Junger Mann wurde Opfer von Gewalt
Jan Luca W. ist 21 Jahre alt und engagiert sich bei der SPD. Gemeinsam mit seinen Freunden ging er nach dem CSD in den James-Simon-Park in Berlin-Mitte. Gegen Mitternacht wurde Jan Luca W. Medienberichten zufolge von zwei Männern aus einer Gruppe Unbekannter angegriffen und dabei schwer verletzt. Er soll zunächst einen Tritt von hinten abbekommen haben. Als er sich umdrehte, soll er einen Schlag ins Gesicht bekommen haben und zu Boden gegangen sein. Im Anschluss nahmen die Angreifer laut Polizeiangaben aus seinem Rucksack eine SPDqueer-Fahne und beschädigten diese, dann flüchteten sie. Die Täter konnten bis jetzt nicht gefasst werden, so die Polizei.
Zahlreiche SPD-Politiker*innen bekundeten anschließend ihre Solidarität und ihr Mitgefühl. Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat der SPD, nennt diese Tat „erschreckend, unverzeihlich und inakzeptabel“. Auf Twitter schrieb Scholz: „Ich wünsche unserem jungen SPD-Mitglied schnelle Genesung von den schweren Verletzungen. Queerfeindlichkeit hat in unserer Gesellschaft keinen Platz!“ Ähnlich äußerten sich die Jusos auf Twitter: „Unser Genosse Jan Luca wurde beim CSD in Berlin brutal angegriffen. Wir stehen ihm bei und hoffen, dass er schnell wieder gesund wird.“ Die hessische Bundestagsabgeordnete Bettina Müller kommentierte: „Wir müssen gemeinsam gegen Hasskriminalität und Homophobie einstehen! Gute Besserung, lieber Jan Luca!“
Laut der SPDqueer sei der CSD eine friedliche Demonstration gewesen, die ein Zeichen für Akzeptanz und Gleichstellung gesetzt habe. Die sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft fügt in einer Pressemitteilung hinzu: „Wie notwendig das noch immer ist, wurde am selben Abend wieder schmerzvoll deutlich, als ein 21-jähriger Genosse wegen Tragens der SPDqueer-Fahne Opfer eines homofeindlichen Überfalls wurde.“ Die Co-Bundesvorsitzende der SPDqueer Carola Ebhard kommentierte: „Für den Täter reichte die SPDqueer-Fahne, um Jan Luca als queer zu identifizieren und massive Gewalt anzuwenden. Das ist durch nichts zu rechtfertigen!“
Übergriffe auch am Viktoria-Luise-Platz
Dieser Vorfall war nicht der einzige an diesem Abend, bedauert die SPDqueer. Gegen 18 Uhr wurden nach Polizeiangaben drei Menschen, welche sich nach dem CSD auf dem Viktoria-Luise-Platz standen, aus einer Gruppe heraus angegriffen. Alle drei seien leicht verletzt worden. Die Polizei sei direkt vor Ort gewesen und habe die Täter*innen festnehmen können, sie seien zunächst in Polizeigewahrsam gekommen. Bei der Festnahme sollen sie Widerstand geleistet und dabei zwei Polizisten verletzt haben.
Giffey steht zur „Regenbogenhauptstadt“
Die Landesvorsitzende der SPD Berlin, Franziska Giffey, verurteilte die Taten aufs schärfste. Sie sagte in einem Statement: „Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert, angefeindet oder körperlich angegriffen werden. Berlin ist mit einer der größten queeren Gemeinschaften in Europa die Regenbogenhauptstadt.“ Sie fügte hinzu, jeder Mensch müsse sich in Berlin sicher und angstfrei bewegen können. Die SPD werde an der Seite derer stehen, welche Diskriminierung und Gewalt erfahren.