Inland

Corona-Pandemie: Warum Bremen beim Impfen Spitzenreiter ist

Wie lassen sich Menschen von der Impfung gegen das Corona-Virus überzeugen? Bremen macht es vor. Rund 80 Prozent der Einwohner*innen des Stadtstaats sind zweimal geimpft. Das Erfolgsrezept ist simpel.
von Andree Wächter · 22. November 2021
einfache Kommunikation und niedrigschwellige Impfangebote: So wurde Bremen Spitzenreiter beim Impfen.
einfache Kommunikation und niedrigschwellige Impfangebote: So wurde Bremen Spitzenreiter beim Impfen.

Wenn man in Statistiken „Bremen“ sucht, lohnt es sich öfter, unten anzufangen. Doch in einer aktuell sehr wichtigen Tabelle führt überraschend das kleinste Bundesland deutlich: beim Impfen gegen das Corona-Virus. Was macht Bremen besser als der Rest der Nation? Zusammengefasst: einfache Kommunikation und niedrigschwellige Impfangebote.

Die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts erfüllt

Mit Datum vom 18. November waren in Bremen 81,9 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal und 79,4 Prozent doppelt geimpft. Zum Vergleich: Beim Schlusslicht Sachsen sind lediglich 59,7 Prozent einmal und 57,6 vollständig geimpft. So gibt das Impfdashboard des Bundesministeriums für Gesundheit an.

Auch der Blick auf die Impfquoten verschiedener Altersgruppen zeigt im Land Bremen herausragende Werte. So sind in der Altersgruppe aller über 60-Jährigen bereits 92 Prozent vollständig geimpft, in der Altersgruppe zwischen 18 und 59 Jahren sind es knapp 88 Prozent. Damit erreicht Bremen in diesen Gruppen bereits jetzt die Zielvorgaben des Robert-Koch-Instituts, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Die dritten Impfungen (Booster) waren am Stichtag statistisch noch nicht aufgeführt.

Direkte Ansprache und niedrigschwellige Impfangebote

Dass Bremen eine hohe Impfquote hat, ist einer Kombination aus mehreren Faktoren zu verdanken. „Direkte Ansprache in besonders strukturschwachen Stadtteilen, eine klare Kommunikation und vor allem niedrigschwellige Impfangebote“, zählt Ute Reimers-Bruns, Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion für Gesundheit, Pflege und Ernährung, auf. Und weiter: „Wir haben früh untersucht, in welchen Stadtteilen besonders viele Infektionen auftraten.“ Das Ergebnis: Dort, wo die Armut groß und der Migrationsanteil hoch war, hatten sich auch besonders viele Menschen angesteckt.

Genau auf diese Problemlage hat Bremen punktgenaue Lösungen angeboten. Reimers-Bruns: „Wir sind schwerpunktmäßig in genau diese Stadtteile gegangen und haben dort geimpft. Hinzu kommt die enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Hilfsorganisationen und den Verantwortlichen vor Ort, Stichwort: Quartiersmanagement.“

Impfen vor dem Stadion

Als im Juni das mobile Impfen möglich wurde, setzte Bremen Busse und Trucks als Impfmobile ein. Dadurch konnte sich jede*r spontan impfen lassen. Die Fahrzeuge steuerten nicht nur die unterschiedlichen Wochenmärkte oder Einkaufszentren an, sondern standen auch vor der Hochschule, der Uni und vor dem Weserstadion. So konnten die Fußballfans sich vor dem Heimspiel des SV Werder Bremen immunisieren lassen. Ein weiterer Baustein war die direkte Kommunikation. Dazu gehörte das Anschreiben von Menschen über 60 Jahren, von Risikopatienten und allen 12- bis 15-Jährigen.

Außerdem funktionierten die Impfzentren gut. Laut Reimers-Bruns gab es dort ein Zusammenspiel aus Wirtschaft und Hilfsorganisationen unter Einbeziehung von Beschäftigten aus der Gastronomie und der Hotelbranche, die in der Pandemie ihre Arbeit verloren hatten.

Die Hardware wie die (mobilen) Impfzentren sind das eine, doch die zu Impfenden müssen dort auch hingehen. Die frühe Aufklärung durch Gesundheitsfachkräfte in den Quartieren habe die Angst vor dem Piks genommen, ist Ute Reimers-Bruns überzeugt. „Außerdem wurde ein extra Callcenter eingerichtet, an das sich Bürgerinnen und Bürger wenden konnten, wenn sie Fragen hatten. In der Stadt hat sich schnell herumgesprochen, dass man in unseren Impfzentren gut behandelt wird. Mit so einer Stimmung wächst die Impfbereitschaft. In der Stadtgemeinde Bremen gab es zwei große Impfzentren in den Hallen des Messezentrums und im Stadtbezirk Nord sowie ein großes in Bremerhaven.

Großer Andrang für die Booster-Impfung

Nach der Schließung der Impfzentren entschied sich die Stadt Bremen für die Einrichtung sogenannter Impfstellen. Davon gibt es inzwischen drei in den Stadtbezirken Nord, West und Ost. Eine vierte Impfstelle soll es bald im ehemaligen Sparkassengebäude in der Bremer Innenstadt geben. Denn der Andrang durch die Booster-Impfungen ist enorm. Impfwillige können deshalb zurzeit nur mit Termin versorgt werden. Die Stadt Bremerhaven bietet eine Impfstelle in der Innenstadt an, baut dessen Kapazitäten aber kurzfristig aus. In beiden Kommunen des Stadtstaates sind überdies die mobilen Impfteams unterwegs.

Auch beim Boostern setzt das Land Bremen auf das bewährte Konzept. Reimers-Bruns: „Wieder direkte Kommunikation betreiben und die Menschen direkt anschreiben.“ Gleiches gilt auch für die möglichen Impfungen von Schüler*innen. Die Verabreichung soll laut Reimers-Bruns dann über die mobilen Teams sowie Kinder- und Jugendärzte erfolgen.

Transparenzhinweis: Stichtag für die Infos war der 18. November.

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Andree Wächter

ist freier Redakteur und berichtet aus Norddeutschland.

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