Christine Lambrecht soll Bundesjustizminsterin werden
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Wenn das kein Geburtstagsgeschenk ist! An ihrem 54. Geburtstag wurde Christine Lambrecht als neue Bundesjustizministerin vorgestellt. Mit ihr kommt eine erfahrene Parlamentarierin und versierte Juristin an die Spitze der Behörde. Lambrecht sitzt seit 1998 im Bundestag und hat ihren Wahlkreis im Kreis Bergstraße mehrfach per Direktmandat gewonnen. Seit März 2018 ist sie als parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium von Vizekanzler Olaf Scholz tätig.
Dass sie nun das Amt der Justizministerin bekleiden soll, kommt nicht von ungefähr: Lambrecht absolvierte nach ihrem Abitur in Mannheim und Mainz ein Jura-Studium, arbeitete nach Abschluss der beiden Staatsexamen mehrere Jahre als Rechtsanwältin. Schon früh sei ihr klar gewesen, dass sie Juristin werden wolle, sagte sie einmal. Zusätzlich arbeitete sie als Dozentin für Handels- und Gesellschaftsrecht. Die Begeisterung für Paragrafen und Regeln konnte sie offenbar auch weitergeben: Ihr 18-Jähriger Sohn hat inzwischen auch ein Jura-Studium begonnen.
Atomkraft-Gegnerin
Zur Politik allerdings kam sie über andere Wege und hat das politische Geschäft von der Pieke auf gelernt. Aufgewachsen in der Nähe des Atomkraftwerks in Biblis engagierte sie sich in der Anti-AKW-Bewegung vor Ort und fand bei den Jusos schnell Gleichgesinnte. Der Ausstieg aus der Kernenergie blieb ihr eine „Herzensangelegenheit". 1982 trat sie in die SPD ein, war rund 16 Jahre Stadtverordnete, Mitglied des Kreistags und viere Jahre auch Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung in ihrer Heimatgemeinde Viernheim.
Mit ihrem Einzug in den Bundestag wurde sie Mitglied des Rechtsausschusses, in den folgenden Jahren hatte sie verschiedene Posten innerhalb der SPD-Fraktion, angefangen bei der rechtspolitischen Sprecherin über den stellvertretenden Fraktionsvorsitz bis hin zur parlamentarischen Geschäftsführerin.
Vorbild: Herta Däubler Gmelin
Innerhalb der Fraktion gehört sie der Parlamentarischen Linken an, zeitweise war sie auch stellvertretende Sprecherin der Gruppe. In der Vergangenheit hatte sie Bedenken bei Einsätzen der Bundeswehr geäußert, Europa sieht sie als große Chance in der Friedens- und Wirtschaftspolitik. Sie steht auch dazu, dass sie vor 14 Jahren die Hartz-Reformen mitgetragen hat. Zu der Großen Koalition schrieb sie in ihrem Weihnachtsbrief 2018: "Die Bilanz zeigt, dass das die richtige Entscheidung war: Der Koalitionsvertrag trägt deutlich unsere Handschrift." Nur in der Regierungsverantwortung könnten die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden, ist die Bergsträßerin überzeugt.
Lambrecht nennt als berufliches Vorbild Herta Däubler-Gmelin, ebenfalls sozialdemokratische Justizministerin. Vermutlich hatte die junge Christine damals nicht daran gedacht, selbst einmal in die Fußstapfen des Vorbildes treten zu können. Dafür ist sie in ihrer Art zu bescheiden, äußert sich nur selten gegenüber Medien, steht selten im Rampenlicht.