Inland

Buntes Risiko

von Susanne Dohrn · 18. April 2008
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Sie geben Lebensmitteln eine leuchtende Farbe, sie verblassen nicht aber sie sind ein Gesundheitsrisiko: Azofarbstoffe. Ihre Entdeckung und industrielle Herstellung im 19. Jahrhundert beflügelte die ohnehin boomende Chemieindustrie. Wissenschaftliche Studien haben jedoch einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Süßigkeiten und Getränken mit Azofarbstoffen und hyperaktiven, aggressiven Verhalten und Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern festgestellt.

Lebensmittelsicherheit beachten

Die Berliner SPD-Europaabgeordnete und Expertin für Gesundheits- und Verbraucherschutz Dagmar Roth-Behrendt ist deshalb besorgt über die Einschätzung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) über die Verwendung von Azofarbstoffen in Lebensmitteln. Die EFSA hatte in ihrer Beurteilung ein Verbot der Farbstoffe abgelehnt, da im Einzelnen nicht endgültig nachgewiesen sei, welcher der Azofarbstoffe dieses Verhalten wie stark hervorrufen würde. Dagmar Roth-Behrendt: "Die EFSA verfolgt leider häufig einen großzügigen Ansatz und reagiert nicht immer sensibel genug auf mögliche Gesundheitsgefährdungen."

"Auch das Vorsorgeprinzip hat die EFSA nicht immer als Maxime in Blick", so die EU-Abgeordnete. "Bereits der geringste Verdacht auf einen Zusammenhang von Azofarbstoffen und hyperaktivem und aggressivem Verhalten bei Kindern ist Grund genug, diese Farbstoffe in Lebensmitteln und Süßigkeiten, die insbesondere von Kindern verzehrt werden, nicht zu verwenden." Erschwerend komme hinzu, dass Azofarbstoffe für die Herstellung der Produkte nicht nötig sind. Häufig gibt es andere Möglichkeiten, auch aus blassen Produkten farbenfrohe Lebensmittel herzustellen. "Die EFSA muss endlich verstehen, dass das Vorsorgeprinzip gerade für die Fälle Gesundheitsschutz bietet, bei denen es an den letzten Beweisen fehlt, wo es aber signifikante Hinweise auf Gefährdungen gibt", so Dagmar Roth-Behrendt. SUS

Hintergrund: Azofarbstoffe

Mit über 2000 organischen Verbindungen stellen die Azofarbstoffe die größte Gruppe der Farbstoffe. Anilin, der Ausgangsstoff für ihre Herstellung, wurde früher aus Steinkohleteer extrahiert. Heute gewinnt man Anilin in einer chemischen Reaktion aus Erdöl. Viele Azofarbstoffe gelten als stark krebserzeugend. Deshalb ist ihre Verwendung heute hauptsächlich auf die Färbung von Fetten, Holz und Papier beschränkt. Nur einige wenige sind auch zum Färben von Lebensmitteln, Kosmetikartikeln und Textilien zugelassen.

www.biosicherheit.de

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Susanne Dohrn

ist freie Autorin und ehemalige Chefredakteurin des vorwärts.

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