Bundesregierung: Union will Fremdsprachen in öffentlichen Gebäuden verbieten
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Bereits im vergangenen Sommer hatte Jens Spahn genug. „Auf so eine Schnapsidee käme in Paris sicher niemand“, schimpfte er im August 2017 über die weite Verbreitung der englischen Sprache in Berlin. Immer weniger Deutsch werde in der Hauptstadt gesprochen, klagte er. „Mir geht es zunehmend auf den Zwirn, dass in manchen Berliner Restaurants die Bedienung nur Englisch spricht.“
1.800 Euro Strafe für Wiederholungstäter
Seit gut zwei Wochen ist Spahn nun Bundesgesundheitsminister. Sprachpolitik gehört eigentlich nicht zu seinem zentralen Aufgabenbereich – dennoch hat er nun in dieser Sache einen Vorstoß gewagt. Er will, dass in staatlichen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nur noch Deutsch gesprochen wird. „Das sollten und dürfen wir von jedem Zuwanderer erwarten“, forderte er. Die Deutschpflicht beuge Verständnisschwierigkeiten zwischen Arzt und Patienten vor, so Spahn.
Wer in Zukunft etwa im Wartebereich eines staatlichen Krankenhauses Englisch, Türkisch oder Französisch spricht, soll nach Spahns Plänen eine empfindliche Geldstrafe bezahlen. Von bis zu 1.800 Euro für Wiederholungstäter ist die Rede. Für Ärzte, die sich während der Arbeit lateinischer Fachausdrücke bedienen, soll eine Sonderregelung gelten. Auch Privatpatienten werden laut Gesundheitsministerium von dem Fremdsprachenverbot ausgenommen: Sie dürfen auch weiterhin sprechen, wie sie wollen.
„Rechner“ statt „Computer“
Unterstützung für Spahns Idee kommt von der CSU. Die fordert schon lange eine Förderung der deutschen Sprache im öffentlichen Raum. „Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert werden, im täglichen Leben deutsch (sic) zu sprechen“, hieß es bereits 2014 im Programm der Partei aus Bayern. Deshalb hat nun auch der CSU-Bundesheimatminister Horst Seehofer einen Gesetzentwurf in Auftrag gegeben, der Fremdsprachen in öffentlichen Gebäuden verbieten soll. Anglizismen, also englische Lehnwörter, sind dabei ausdrücklich eingeschlossen. So sollen Beamte und Bürger in öffentlichen Gebäuden keine englischen Ausdrücke mehr verwenden und etwa „Rechner“ statt „Computer“ sagen.
In der Unionsfraktion im Bundestag stößt das Gesetzesvorhaben aus Seehofers Ressort auf breite Zustimmung. „Ich ärgere mich über Besserwisser, die Debatten mit Anglizismen spicken“, sagte etwa die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann. Es sei wichtig, gesetzlich gegen den sprachlichen Verfall in Deutschland vorzugehen. Im Mai will die Unionsfraktion einen Antrag unter der Überschrift „Anglizismen sind out“ in den Bundestag einbringen.
Seehofer nimmt Abstand von „Obergrenze“
Umstritten bleiben die Detailregelungen in dem neuen Gesetz. So soll nach Seehofers Plan die bairische Mundart zukünftig eine Sonderstellung erhalten – zum Beispiel soll es zweisprachige Formulare geben, sowohl auf Hochdeutsch als auch auf Bairisch. Dagegen gibt es in der CDU allerdings Widerstand. „Es ist immer das Gleiche in Deutschland, wenn Bayern etwas vorschlägt“, sagte Seehofer in Richtung seiner Kritiker. „Erst folgt die Stufe der Entrüstung, dann kommt eine Schweigespirale in Gang. Dann nähert man sich den bayerischen Vorstellungen an.“
Trotzdem bleibt eine Reihe von ungeklärten Fragen. Sollen tatsächlich alle Fremdwörter aus dem Beamtendeutsch verschwinden, wäre das mit erheblichen Kosten verbunden. Germanisten und Sprachwissenschaftler gehen von mehreren Millionen Euro aus. Zum Beispiel müssten sämtliche Schulgebäude in „Lehranstalten“ umbenannt werden, da das deutsche Wort „Schule“ vom lateinischen Wort „schola“ abstammt. An der deutschen Staatsgrenze müssten außerdem alle offiziellen Schilder abmontiert werden. Der Grund: Das Wort „Grenze“ ist die eingedeutschte Variante des polnischen Ausdrucks „granica“. Dass Seehofer den Ausdruck „Obergrenze“ nicht mehr öffentlich verwendet, soll mit dem slawischen Ursprung des Wortes zusammenhängen, wie es in CSU-Kreisen heißt.
AfD will arabische Zahlen abschaffen
Die AfD begrüßt den Kampf der Union gegen englische Fremdwörter – den „um sich greifenden Englisch-Wahn“, wie es der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner formulierte. Die Vorschläge aus der Union gehen der AfD aber nicht weit genug: Die Rechtspopulisten fordern auch die Abschaffung arabischer Lehnwörter im Deutschen. Begriffe wie „Tarif“, „Magazin“ und „Sofa“ sollen ersatzlos aus dem Wortschatz gestrichen werden. Genauso sollen arabische Ziffern nach dem Willen der Rechtspopulisten abgeschafft werden. Zum Rechnen reichten zehn Finger aus, heißt es in der AfD-Fraktion.
Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben es sicherlich bemerkt: bei dem obigen Artikel handelt es sich um unseren diesjährigen Aprilscherz. Die Aussagen der genannten Politiker sind zwar tatsächlich wörtlich so gefallen, wie in dem Text zitiert – jedoch alle in einem anderen Zusammenhang als oben dargestellt. Der Rest ist frei erfunden. April, April! Ihre vorwärts-Redaktion