Inland

Bund und Länder verlängern Corona-Kontaktsperre bis Mai

Nach einer Videokonferenz haben sich die Ministerpräsident*innen der Länder und die Bundesregierung auf eine Verlängerung der Kontaktsperre bis zum 4. Mai geeinigt. Einige Geschäfte dürfen aber bald wieder öffnen. Die SPD äußerte sich positiv zu den getroffenen Regelungen.
von Benedikt Dittrich · 15. April 2020
Einigung im Kanzleramt: Bund und Länder verständigen sich auf ein Maßnahmenpaket zur Flüchtlingspolitik
Einigung im Kanzleramt: Bund und Länder verständigen sich auf ein Maßnahmenpaket zur Flüchtlingspolitik

Die umfangreichen Regeln und Verordnungen während der Coronakrise standen am heutigen Mittwoch wieder zur Debatte. Die Bundesregierung einigte sich mit den Ministerpräsident*innen der Länder auf ein gemeinsames Vorgehen. Die sieht vor, dass die Kontaktsperre noch bis zum 4. Mai anhalten soll. Eine Mundschutzpflicht gibt es nicht, sondern nur eine Empfehlung – und es gibt auch Lockerungen, die bereits ab dem 20. April gelten. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem „zerbrechlichen Zwischenerfolg", aber auch davon, dass es nicht viel Spielraum für eine Lockerung der Maßnahmen gebe.

Die Schule startet wieder

So sollen Geschäfte teilweise wieder öffnen dürfen, die eine Ladenfläche von maximal 800 Quadratmetern nicht überschreiten. Auch Händler und Werkstätten für Bücher, Fahrräder und Kraftfahrzeuge sollen dazugehören. Voraussetzung ist, dass in den Geschäften Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden sowie Gedränge und Warteschlangen vermieden werden. Auf die Größe habe man sich verständigt, um den Publikumsverkehr in den Innenstädten weiterhin zu begrenzen, hieß es am Mittwoch. Die Länder könnten aber auch die Ladenfläche noch stärker eingrenzen, ließ Bayerns Ministerpräsident Markus Söder durchblicken.

im Bildungsbereich konnten sich Bund und Länder auf eine gemeinsame Regelung verständigen. Ab dem 4. Mai soll wieder ein eingeschränkter Schulbetrieb stattfinden. Vor allem die Abschlussjahrgänge sollen möglichst bald wieder zur Schule gehen dürfen, damit sie im kommenden Jahr ihre Prüfungen ablegen können. Über weitere Schritte soll dann die Kultusministerkonferenz am 29. April beraten. In den Kitas soll die Notbetreuung fortgesetzt werden, aber auf weitere Berufsgruppen und zentrale Wirtschaftsbereiche ausgeweitet werden. Welche das sein sollen, war am Mittwochnachmittag noch unklar.

Keine Maskenpflicht – aber eine Empfehlung

Auch in der Debatte um eine Maskenpflicht gibt es keine konkrete Einigung: In Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr empfehlen Bund und Länder gemeinsam das Tragen von Mundschutz, es gilt aber keine generelle Maskenpflicht.

Konzerte, Theateraufführungen und ähnliche Veranstaltungen bleiben weiterhin untersagt, auch in Kirchen, Synagogen, Moscheen oder anderen religiösen Versammlungsräumen dürfen weiterhin keine Gottesdienste stattfinden. Sportveranstaltungen fallen auch weiterhin unter das Verbot. Generell sollen Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt bleiben, was auch Festivals, Schützenfeste und größere Stadtfeste umfasst. „Wir werden uns auf einen längeren Zeitraum darauf einstellen müssen, dass wir mit der Pandemie zu tun haben werden“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher zu der langfristigen Perspektive. Er gehe davon aus, dass es über viele Monate noch Einschränkungen im öffentlichen Leben geben werde. Ziel sei es, Menschenleben zu schützen.

Bars bleiben weiter geschlossen

Dem stimmte auch Vizekanzler Olaf Scholz zu. „Wir müssen mit dem Virus leben", sagte der SPD-Bundesminister am Mittwochabend. Er lobte in dem Zusammenhang auch ausdrücklich die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern und verteidigte den Föderalismus gegen die Kritik der vergangenen Wochen. Er sprach von einer guten Kooperation und Maßnahmen, die mit Augenmaß getroffen und umgesetzt würden.

Die Gastronomie muss deswegen weiter auf die Zukunft hoffen. Clubs, Bars und Kneipen sollen weiterhin geschlossen bleiben. Dienstleistungsgewerbe, bei dem körperliche Nähe notwendig ist, als erstes werden Friseure genannt, können sich hingegen nach aktuellem Stand darauf einrichten, dass sie ab dem 4. Mai unter Auflagen wieder öffnen können.

Lob gab es derweil auch vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Er beurteilte die am Mittwoch getroffenen Vereinbarungen und die andauernde Kontaktsperre als richtig, kritisierte aber auch, dass durch die Lockerungen eine Eindämmung der Pandemie vielleicht aufgegeben wird.

 

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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