Inland

Bulmahn: "Es ist genug geredet worden."

von Edelgard Bulmahn · 22. Oktober 2008
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Ich bin erfreut, dass die Exzelleninitiative und der Pakt für Forschung, sozusagen meine beiden Kinder, weitergeführt werden. Das gilt auch für den Hochschulpakt. Hier muss aber eine größere Verbindlichkeit erreicht werden, weil laut Bericht des BMBF an den Haushaltsausschuss bisher mit den Mitteln des Hochschulpakts nur rund 3.400 zusätzliche Studienplätze unter dem Strich entstanden sind. Ziel des Paktes sollte aber nicht nur die Erhöhung der Zahl der Studienplätze sondern zusätzlich die Qualitätsverbesserung der Lehre sein.

Der Bildungsgipfel muss aber noch mehr leisten. Er muss für unser gesamtes Bildungssystem entscheidende Fortschritte bringen und zwar schnell. Es ist genug geredet worden. Jedes Kind ab drei Jahren muss einen Ganztagskindergarten besuchen können, der personell gut ausgestattet ist. Die Bundesrepublik muss in fünf Jahren ausschließlich Ganztagsschulen haben, wo Kinder gemeinsam lernen und individuell gefördert werden, ohne mit zehn Jahren aussortiert zu werden. Unser Bildungssystem muss durchlässiger werden und darf für Migranten- und Arbeiterkinder nicht mehr nach oben abgeschottet sein. Es muss selbstverständlich werden, dass Kinder aus ärmeren Familien und Migrantenfamilien besonders unterstützt werden.

Die individuelle Förderung ist das A und O für eine erfolgreiche Bildung. Zu einer guten individuellen Förderung gehört die Gemeinschaftsschule genauso wie eine verbesserte Lehrerausbildung. Am dringendsten ist meiner Meinung nach die frühe und vor allem systematische Förderung der sogenannten Risikoschüler. Diese Gruppe umfasst rund 200.000 Jugendliche. Das jetzt 80.000 Jugendliche die Chance erhalten sollen ihren Hauptschulabschluss nachzuholen ist ein erster wichtiger Schritt. Er reicht aber nicht aus. Die frühe individuelle Förderung ist dabei wichtig, aber sie darf eben nicht nach der Grundschule aufhören. Der gebührenfreie Besuch eines Kindergartens ist genauso notwendig, wie der Wegfall der Studiengebühren, damit jedes Kind sein Recht auf Bildung auch wahrnehmen kann.

Edelgard Bulmahn, Bundesministerin a.D.,ist Mitglied des deutschen Bundestages und Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie



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