Inland

Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan: Die Macherin

Seit 2015 ist Claudia Bogedan Bremens Senatorin für Kinder und Bildung. Sie macht sich in Kitas und Schulen am liebsten selbst ein Bild vor Ort. Bogedan kennt sich bei vielen Themen bis ins Detail aus. Und sie probiert am liebsten selbst etwas aus.
von Ulf Buschmann · 5. April 2019
Kindern beim Basteln und Ausprobieren zuschauen und sie erklären lassen, was sie da gerade machen, liegt Claudia Bogedan am Herzen.
Kindern beim Basteln und Ausprobieren zuschauen und sie erklären lassen, was sie da gerade machen, liegt Claudia Bogedan am Herzen.

Die Mädchen und Jungen stecken Bauteile auf Platinen. Ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden löten das alles im Raum nebenan zusammen. Eine Etage tiefer sind andere Schüler mit der Programmierung beschäftigt. „Heute bauen die Kinder einen Signalverstärker“, sagt Mirco Meiners. Er ist Professor an der Hochschule Bremen in der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik. In dieser Woche hat er jedoch weniger mit Studierenden zu tun. Meiners kümmert sich um Zweit- und Viertklässler der Grundschule Rablinghausen. Die Mädchen und Jungen haben den Wettbewerb „Vordenker für Bremen“ gewonnen und können an diesem Tag in die Welt der Schaltkreise und des Programmierens eintauchen.

Senatorin mit Spaß an der Praxis

Das hat Claudia Bogedan aufhorchen lassen. Bremens Senatorin für Kinder und Bildung hat sich für den Vormittag angekündigt. Kindern beim Basteln und Ausprobieren zuschauen und sie erklären lassen, was sie da gerade machen, liegt der 43-Jährigen am Herzen. Vor allem der naturwissenschaftlich-technische Bereich hat es Bogedan angetan. „Kinder kommen als Forscher und Entdecker auf die Welt“, sagt sie im Gespräch mit Meiners und anderen Mitarbeitern der Hochschule. Derweil sind die letzten Mädchen und Jungen dabei, ihre letzten Löttropfen zu setzen, bevor sie in die Pause entschwinden.

Was die Senatorin in den kommenden Tagen macht, weiß sie auch schon: Sie besorgt sich genau den Robotik-Bausatz, mit dem sich die Rablinghauser Kinder befassen. Auch der Elektronik-Baukasten, den sie sich zum 40. Geburtstag schenken ließ, komme sicherlich mal zum Einsatz – selbstredend, dass die notwendigen Instrumente bei Bogedans vorhanden sind. Lötkolben inklusive.

Anpacken statt lange schnacken

„Ich bin eher fürs Machen“, beschreibt sich die Senatorin selbst. Was sie in einen Nebensatz beim Aufbruch von der Hochschule Bremen zum nächsten Termin verpackt, ist im Grunde genommen ihr politisches Programm. Norddeutsch ausgedrückt: „Nicht lang' schnacken, sondern anpacken.“

Den Schulen den Weg ins digitale Zeitalter ermöglichen sowie Kinder und Jugendliche für sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern ist eine der Herzensangelegenheiten der Bremer Senatorin. Aber auch für die Versorgung mit einem ausreichenden Angebot von Kita- und Krippenplätzen setzt sich Bogedan. Und wo es Ärger gibt, diskutiert sie am besten gleich selbst mit Eltern oder auch den betroffenen Mitarbeitern. Dies alles möchte Bogedan nach der Bremer Bürgerschaftswahl am 26. Mai als Senatorin fortsetzen und ausbauen.

„Hoffentlich bleibt sie Senatorin“

„Was die Frau leistet, ist unglaublich!“ Das findet nicht nur Bogedan-Pressesprecherin Annette Kemp. Respekt wird ihr nach anfänglicher Skepsis auch immer mehr von Menschen in Bremen und Bremerhaven gezollt. „Hoffentlich bleibt sie Senatorin“, meinte eine Erzieherin im Januar nach dem Jahresauftakt des Bogedan-SPD-Unterbezirks Bremen-Nord. Die Senatorin, selbst Mutter von zwei Kindern, hatte sich beim Besuch eines der kommunalen Kinder- und Familienzentren unter anderem auf den Boden in die Mitte der Mädchen und Jungen gesetzt, um mit ihnen zu reden und zu spielen.

Aber das ist die eine, die öffentliche, Seite Bogedans. Sprecherin Kemp verrät: „Um viele der  entscheidenden Fragen kümmert sie sich selbst. Sie steckt fast allen Themen bis ins Detail drin. Und sie hat genaue Zielvorstellungen.“ Dies erreiche die Senatorin nicht allein durch ihre Besuche und Gespräche, ergänzt Kemp: „Sie liest jede Vorlage und legt bei Papieren auch gerne selber Hand an.“ 15-Stunden-Tage seien normal.

Klare Haltung gegen Rechts

Die im hessischen Limburg aufgewachsene Bogedan zeigt auch stets klare Kante, wenn es um  Haltung geht. So etwa in ihrem Grußwort bei der Regionalen Lernstatt Demokratie im Haus der Bremischen Bürgerschaft. Die Werte der Demokratie seien durch den Aufstieg rechter Parteien in Gefahr, macht Bogedan den Schülerinnen und Schülern deutlich: Demokratie fange im Kleinen an. Sie ruft die jungen Leute und Erwachsenen auf zu denken: „Was uns auszeichnet, ist, dass wir eine Birne haben.“

Bogedan lässt auch keine Gelegenheit aus, sich gegen die Plattformen der AfD zu wenden, auf denen angebliche Verstöße von Lehrerinnen und Lehrern gegen das Neutralitätgebot gemeldet werden sollen. „Schulen sind kein neutraler Ort“, sagt Bogedan, „Schulen sind unserer Verfassung Verfassung verpflichtet. Sie sind kein wertneutraler Ort.“

Autor*in
Ulf Buschmann
Ulf Buschmann

arbeitet als freier Journalist in Bremen.
 

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