Inland

Bofinger will Minderheitsgutachten vorlegen

von Vera Rosigkeit · 6. September 2006
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Der Ökonom Peter Bofinger hat sich von dem Sondergutachten des Sachverständigenrats zu Kombilohn-Modellen distanziert. Nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Mittwochausgabe) will Bofinger in der kommenden Woche ein Minderheitsgutachten vorlegen, das von der Studie seiner Kollegen abweicht. Laut Bericht lehnt Bofinger insbesondere die Forderung nach einer drastischen Senkung des Arbeitslosengelds II um 30 Prozent ab.

Mini- und Ein-Euro-Jobs abschaffen

Stattdessen plädiert Bofinger dafür, Mini- und Ein-Euro-Jobs abzuschaffen. Damit würden Arbeitseinkommen vom ersten Euro an sozialversicherungspflichtig. Die Einführung einer negativen Einkommenssteuer soll die Tätigkeiten im Niedriglohnbereich mit 14 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bezuschussen. Die Höhe der Zuschüsse soll sich an Familienstand, Kinderanzahl und Zuverdiensthöhe orientieren.

Die dafür notwendigen Mittel könne man aufbringen, indem der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung nicht wie beschlossen pauschal, sondern nur für die untersten Einkommensstufen, um zwei Prozent abgesenkt wird.

Unterstützt wird Bofingers Vorschlag nach Informationen der Zeitung auch vom stellvertretenden Vorsitzenden des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IBA), Ulrich Walwei.

Brandner: Kürzungsvorschlag "nicht hinnehmbaren Irrweg"

Der Sachverständigenrat hat im Auftrag der Bundesregierung ein Sondergutachten zu Kombilohn-Modellen erstellt. Darin fordern die "Wirtschaftsweisen" nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eine Senkung der Hartz-IV-Bezüge um 30 Prozent und eine Halbierung der Höchsteinkommen bei Minijobs von 400 auf 200 Euro. Bei der SPD stieß der Vorschlag auf empörte Reaktionen. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Klaus Brandner, betonte im "Kölner Stadt-Anzeiger", dass die Vorschläge mit seiner Partei in der Regierung keinerlei Chance auf Verwirklichung haben. "30 Prozent weniger für Hartz-IV-Empfänger, das ist mit uns nicht zu machen", sagte er. "Der Vorschlag, durch Leistungskürzungen mehr Beschäftigung zu schaffen, geht völlig an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei."

Quellen: AP, Kölner Stadt-Anzeiger, FAZ

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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