Inland

„Bester Regierungssprecher aller Zeiten“ Klaus Bölling wird 85

von Lars Haferkamp · 29. August 2013

Der langjährige Regierungssprecher Helmut Schmidts, Klaus Bölling, feiert heute seinen 85. Geburtstag. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel schreibt in seinem Glückwunschbrief an Bölling, dessen „Lebensleistung als Journalist, Diplomat und Politiker ist in der Sozialdemokratie unvergessen“.

1958 trat Bölling, fasziniert von Herbert Wehner, in die SPD ein, der er bis heute angehört. Dafür dankte ihm Gabriel. Der Jubilar gehöre „ohne Frage zu den herausragenden Persönlichkeiten der Sozialdemokratie“. In seiner Person vereinten sich „intellektuelle Brillanz mit einer eindrucksvollen Sprachbegabung“. Gabriel erinnerte an das bekannte Zitat von Peter Boenisch, Regierungssprecher unter Helmut Kohl, nach dem Bölling „der beste Regierungssprecher aller Zeiten“ gewesen sei. „Dem will ich mich gerne anschließen“, schrieb der SPD-Vorsitzende in seinem Glückwunschbrief.

Bölling wurde 1928 in Potsdam geboren. Sein Vater war preußischer Beamter, der von den Nazis aus dem Staatsdienst entlassen und immer wieder von der Gestapo verhört wurde. Seine Mutter war jüdischer Abstammung und wurde 1944 nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte das Konzentrationslager.

Nach dem Krieg studierte Klaus Bölling Germanistik und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er begann seine journalistische Karriere in der geteilten Stadt. Zunächst in Ost-Berlin bei einer FDJ-Zeitung, dann in West-Berlin beim Tagesspiegel und beim Rias. In den 50er Jahren ging er zur ARD. Dort entwickelte er unter anderem die TV-Sendung „Weltspiegel“, als deren Moderator er bundesweit bekannt wurde. Von 1969 bis 1973 leitete er das ARD-Studio in Washington, das in der Zeit des Vietnam-Krieges eine besonders große Aufmerksamkeit der deutschen Fernsehzuschauer hatte. Hier kritisierte Bölling den Kriegseinsatz der USA scharf. 1973 wurde er Intendant von Radio Bremen.

Bis zum Jahr 1974 blieb Bölling in der Hansestadt, dann berief ihn Bundeskanzler Helmut Schmidt zu seinem Regierungssprecher in Bonn. Schnell profilierte sich Bölling dort als „Meister der gezielten Diskretion“, wie er einmal genannt wurde. Mit dem Kanzler verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis. Er war nicht nur Sprecher der Regierung sondern auch Vertrauter und Berater des Regierungschefs. Das hohe Ansehen Schmidts wurde auch auf die exzellente Arbeit Böllings zurückgeführt.

1981 sandte Schmidt ihn als Ständigen Vertreter der Bundesrepublik in die DDR, wo er die Nachfolge von Günter Gaus antrat. Als sich die Krisensymptome der sozial-liberalen Koalition mehrten, rief ihn Schmidt im Mai 1982 als Regierungssprecher zurück nach Bonn. Bis zum Ende der Regierung übte Bölling dieses Amt aus.

Anschließend machte er mit seinem Tagebuch „Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt“ Schlagzeilen, in dem er den von langer Hand geplanten Koalitionsbruch der FDP öffentlich machte. Seit 1982 arbeitet Bölling als Publizist in Berlin, wo er bis heute lebt.

Im Jahr 2009 ehrte ihn der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering für 50 Jahre SPD-Mitgliedschaft. Bei einem Empfang im Willy-Brandt-Haus würdigte Müntefering die besonderen Verdienste Böllings um den Journalismus und die Demokratie in Deutschland.

Autor*in
Lars Haferkamp
Lars Haferkamp

ist Chef vom Dienst und Textchef des vorwärts.

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