Inland

Berufswahl ohne Rollenklischees

Rollenklischees spielen bei der Berufswahl immer noch eine große Rolle. Mädchen werden eher Lehrerinnen oder Floristinnen und Jungen Ingenieure und Schlosser. Der Girls’ und Boys’Day gibt jungen Menschen die Möglichkeit, Berufe kennenzulernen, die sie aufgrund ihres Geschlechts eher selten wählen würden.
von Melanie Hudler · 21. April 2015
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„Frau und Schiffsbau – no go! Mann und Erzieher – no go! Frau und Landwirt – no go! Mann und Pfleger – no go!“, so beginnt der Song der Rap-Gruppe „Was geht Almanya“, den sie zum Auftakt des Girls’ und Boys’Day im Bundesfamilienministerium vorstellen. Vor der Bühne wippt Bundesjugendministerin Manuela Schwesig mit Schülerinnen und Schülern der Berliner Anna-Lindh-Grundschule begeistert mit. Die sieben jungen Musikerinnen und Musiker haben den mitreißenden Song „I have a dream“ speziell für den diesjährigen Girls’ and Boys’ Day geschrieben. Er soll junge Menschen motivieren, aus traditionellen Geschlechter-Rollen auszubrechen und ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Auch bei der Berufwahl.

Denn laut Schwesig entscheiden sich Mädchen noch immer nur zwischen zehn typischen Ausbildungsberufen wie Frisöse und Lehrerin. Technische Berufe wie Ingenieurin oder Mechatronikerin würden dagegen eher selten ausgewählt. Geschlechterklischees führten zu einer sehr eingeschränkten Berufswahl für Mädchen und Jungen, erklärte die Ministerin. Es gehe darum, diese Grenzen zu überwinden und auch eher untypische Berufe interessant zu machen. Bei Mädchen seien das vor allem Berufe im technisch-handwerklichen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen sowie im IT-Bereich. Jungen sollten vor allem für Berufe in den Bereichen Erziehung, Pflege und Dienstleistung motiviert werden.

Pflegeberufe für Jungen interessant machen

Der jährlich stattfindende Girls’ und Boys’Day findet am Donnerstag statt. Bundesweit öffnen Betriebe ihre Tore und laden Mädchen und Jungen getrennt voneinander ein, für sie untypische Berufe kennenzulernen. Die Berliner Charité nimmt dieses Jahr zum ersten Mal am Boys’ Day teil. Unter dem Motto „Boys can Care“ lädt sie Jungen ab der fünften Klasse ein, das Berufsbild des Pflegers kennenzulernen. Dabei können die Teilnehmer den Angestellten über die Schultern schauen und sich zum Beispiel im Blutdruckmessen üben. Ähnlich wie bei den Mädchen entscheidet sich mehr als die Hälfte der Jungen für einen geschlechts-typischen Ausbildungsberuf, wobei unter den zehn am häufigsten gewählten kein einziger aus dem sozialen oder erzieherischen Bereich dabei ist.

Der Girls’Day – Mädchenzukunftstag findet bereits seit 2001 statt. Insgesamt etwa 1,5 Millionen Mädchen haben bisher an dem Aktionstag teilgenommen und konnten den Arbeitsalltag in Werkstätten und Laboren kennenlernen. Dadurch sollen Berührungsängste bei Mädchen abgebaut und die Wirtschaft stärker auf die Fähigkeiten von jungen Frauen aufmerksam werden. Evaluations-Ergebnisse des Girls’Day zeigen, dass viele Teilnehmerinnen eine Ausbildung oder einen Studiengang in den vorgestellten Branchen ausgewählt haben. 

Berufswahl ohne Grenzen

Der Boys'Day - Jungenzukunftstag findet in Anlehnung an den Girls'Day seit 2010 statt. Nach dem Erfolg des Zukunftstags für Mädchen wurde schnell der Bedarf erkannt, auch jungen Männern die Möglichkeit zu geben, sich über alternative Ausbildungsberufe und Studiengänge zu informieren. Die Aktionstage werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

 

 

 

 

Autor*in
Melanie Hudler

war Praktikantin beim vorwärts (2015).

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