Zwei Wochen vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, konnte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen wichtigen Erfolg verbuchen. Nach jahrelanger Planung und vielen
Pannen setzte er am Dienstag den ersten Spatenstich für den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg-International. Die Region hofft auf 40 000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Bauphase. Zur
"Groundbreaking Ceremony" kamen der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD).
Verträge mit Bahn unterzeichnet
Eine letzte Hürde wurde am Dienstagvormittag mit der Unterzeichnung der Verträge über die Schienenanbindung für den BBI genommen. Allein der Schienenanschluss inklusive ICE-Bahnhof schlägt
mit 636 Millionen Euro zu Buche. Bis zum Jahr 2011 werden am derzeitigen Flughafen Berlin-Schönefeld insgesamt etwa 3,6 Milliarden Euro für neue Terminals, eine Landebahn sowie Bahn- und
Autobahnanschluss verbuddelt. Die Kosten tragen der Bund, Berlin und Brandenburg sowie die Flughafengesellschaft. Der Rest soll über Kredite finanziert werden.
Der Bau des neuen Berliner Flughafens hatte sich immer wieder verzögert. Zunächst sollte im brandenburgischen Sperenberg gebaut werden. Der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin
Eberhard Diepgen und der ehemalige Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (beide CDU) setzten aber den früheren Ostberliner Flughafen in Schönefeld als Standort durch.
Unrealistische Planungen
Die Planer rechneten zunächst mit 60 Millionen Passagieren pro Jahr. Verkehrsminister Wissmann versprach vollmundig eine rein privatwirtschaftliche Finanzierung. Von derlei Träumen ist heute
nicht mehr viel übrig. Mittelfristig gehen die Flughafenbetreiber von 22 Millionen Passagieren aus, die jährlich von Berlin-Brandenburg-International landen oder starten sollen.
Für weitere Verzögerung sorgten Musterklagen zehntausender Anwohner gegen den Ausbau des Flughafen Berlin-Schönefeld. Das Bundesverwaltungsgericht wies die Klagen zwar ab, verfügte aber
strenge Lärmschutzauflagen und ein Nachtflugverbot für den BBI.
Zweifel an Rentabilität
Ob der neue Flughafen jemals rentabel betrieben werden kann, bleibt umstritten. Der potentiell größte Kunde, die Billigfluglinie Easyjet, ist skeptisch. John Kohlsaat, Deutschlandchef von
Easyjet hält den BBI für überdimensioniert und zu teuer für Billigfluglinien. Ohne Billigflieger könne der Flughafen aber nicht wachsen und drohe damit zum dauerhaften Zuschussbetrieb zu werden, so
Kohlsaat. Er empfiehlt den BBI konsequent auf Billigflieger auszurichten.
Kritik kommt auch von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Beust bezweifelt, dass ein Großflughafen mit Nachtflugverbot erfolgreich sein könnte. Er kritisiert zudem, dass Berlin den
Flughafen in Tempelhof, einen der wenigen innerstädtischen Flughäfen weltweit, schließen wolle: "Den dichtzumachen, finde ich ziemlich bescheuert." Der Flughafen in Tempelhof soll Ende Oktober 2007
geschlossen werden. Später wird dann der dritte Berliner Flughafen in Tegel geschlossen.
Karsten Wiedemann
Quelle: Frankfurter Rundschau, der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost (05.09.06), www.db.de, www.berlin-airport.de, www.bmvbs.de,
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie