Inland

Auf dem Weg zur Familienarbeitszeit

von Vera Rosigkeit · 21. März 2014

In Berlin stellt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig das ElterngeldPlus vor. Für sie ist das der erste Schritt auf dem Weg zur Familienarbeitszeit.

Mit einer Debatte um die Familienarbeitszeit hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig bereits zu Beginn des Jahres für Aufregung beim Koalitionspartner gesorgt. Schwesigs Vorschlag war, dass Eltern ihre Arbeitszeit etwas reduzieren können, damit beide mehr Zeit für die Familie haben und keiner beruflich zurückstehen muss. Denn immer mehr Paare wünschen sich eine partnerschaftliche Arbeitsteilung, erklärt sie am Freitag vor Journalisten. Väter möchten mehr Zeit mit den Kindern verbringen, Frauen früher wieder in den Beruf einsteigen. „Ich will, dass sich diese Schere schließt“, sagt sie.

Elterngeld für doppelten Zeitraum

Der erste Schritt auf dem Weg zur Familienarbeitszeit und zu mehr partnerschaftlicher Arbeitsteilung beginnt für Schwesig mit der Einführung des ElterngeldPlus und des Partnerschaftsbonus. Damit sollen nicht nur die Einkommen von Familien verbessert werden, sondern vor allem die beruflichen Perspektiven, insbesondere für Frauen. Konkret können in Teilzeit arbeitende Eltern künftig länger Elterngeld beziehen. Aus bisher zwölf plus zwei Monaten Elterngeld können künftig bis zu 24 plus vier Monaten werden. So will Schwesig Frauen und Männer fördern, die schon während der Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren. „Wenn beispielsweise Frauen heute früher in den Job zurückkehren wollen, verlieren sie ihren Anspruch auf Elterngeld.“ Bei manchen wirke das wie ein Hemmnis, erklärt sie. Deshalb sollen künftig alle, die mit einer gewissen Stundenzahl ihrer Arbeit nachgehen wollen, auch länger diese Leistung in Anspruch nehmen können.

Bonus für Eltern, die sich beide kümmern

Zusätzlich erhalten Eltern, die jeweils zum Beispiel 25 bis 30 Stunden in der Woche arbeiten, einen Partnerschaftsbonus von vier zusätzlichen ElterngeldPlus-Monaten. „Wer sich gemeinsam um das Kind kümmert, wird länger gefördert“, sagt die Ministerin. Allerdings müssen die Eltern mindestens 25 Wochenstunden arbeiten. Denn eine geringfügige Beschäftigung von Frauen will sie mit diesem Modell nicht unterstützen, erklärt sie.

Unterstützen will sie hingegen die Flexibilisierung der Elternzeit. Künftig können Eltern 24 Monate statt bisher 12 auch im Zeitraum zwischen dem dritten und achten Lebensjahr des Kindes nehmen. Dazu soll die Zustimmung des Arbeitsgebers nicht mehr notwendig sein, die Elternzeit muss jedoch drei Monate vorher angemeldet werden. Neu regeln will Schwesig auch das Elterngeld bei Mehrlingsgeburten. Geplant sind hier zwei zusätzliche Partnermonate.

Kulturwandel in der Arbeitszeit

Sie habe das ElterngeldPlus in ihre Gesamtidee einer Familienarbeitszeit eingeordnet, sagt Schwesig und fordert: „Die Werte der Arbeitswelt müssen sich ändern.“ Teilzeitarbeit werde immer noch mit geringer Leistungsbereitschaft gleichgesetzt. Dieses Vorurteil treffe vor allem Männer. Doch Menschen, die arbeiten wollen und gleichzeitig für die Familie da sein, zeigten ihrer Meinung nach viel Leistungsbereitschaft. „Es geht also auch um eine mentale Unterstützung“, sagt Schwesig. „Es geht um einen Kulturwandel“, fährt sie fort. Die Einführung der Partnermonate beim Elterngeld hätten bereits einen Kulturwandel angestoßen. Immer mehr Männer sagen, sie wollen Zeit für die Familie. Schwesig ist überzeugt, dass mit dem ElterngeldPlus der Wunsch nach mehr partnerschaftlicher Arbeitsteilung verwirklicht werden kann.

Die Finanzierung des neuen Elterngeldes sei mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble abgestimmt, sagt sie. In Kraft treten soll das Gesetz zum 1. Juli 2015. Die Eckpunkte für die Reform will Schwesig noch am Freitag an beteiligte Verbände und Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaft übergeben. Im Sommer soll es dem Kabinett zur Abstimmung vorliegen. Parallel dazu will die Familienministerin in der kommenden Woche mit Bundesjustizminister Heiko Maas Eckpunkte für ein Gesetz zur Förderung von Frauen in Führungspositionen vorlegen.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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