"Wir haben den Verdacht, dass Thyssen die überwiegend von Eon bezahlten Reisen teilweise mitfinanziert hat", sagte der Kölner Staatsanwalt Günther Feld. Schließlich träten die beiden
Unternehmen in einigen Versorgungsgebieten gemeinsam auf. Die Anzahl der beschuldigten Personen erhöhe sich aber nicht.
Ermittelt wird gegen 159 Kommunalpolitiker und Mitarbeiter in 28 Versorgungsunternehmen in NRW wegen des Verdachts der Vorteilsannahme. Sie sollen vom Energiekonzern Eon auf sogenannte
Informationsreisen in verschiedene europäische Städte eingeladen worden sein. Weil auch touristische Angebote Teil der Reisen waren, ist ein rein dienstlicher Charakter umstritten. Es besteht der
Verdacht, dass die Reisen als Dankeschön für Lieferverträge finanziert worden sind.
Mittlerweile gehen die Ermittlungen auch über die nordrhein-westfälische Landesgrenze hinaus. So sind 50 Lokalpolitiker aus Hessen, Bayern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ins Visier der
Staatsanwaltschaft geraten. Auch sie sollen auf Kosten von Eon gereist sein.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) hält die Diskussion dagegen für eine "Neiddebatte" und findet sie "abenteuerlich und lächerlich". Solange Reisen der Fortbildung
dienten, könnten sie nicht beanstandet werden, so Erwin. Berichte des Tagesspiegels, wonach er eine RWE-Fachtagung in Edinburgh vor allem zum Golfspielen genutzt habe, wies Erwin zurück.
Eon stoppt Reisen
Der Energiekonzern Eon hat die umstrittenen Reisen inzwischen gestoppt. In einem Brief an seine Stadtwerke-Kunden bestreitet das Unternehmen, Lustreisen für Kommunalpolitiker finanziert zu
haben. Die Reisen hätten reinen Informationscharakter gehabt. Der Verdacht der Vorteilsgewährung sei nicht gerechtfertigt.
Karsten Wiedemann
Quellen: Rheinische Post (23.1.06), Kölner Stadtanzeiger (23.1.06), Süddeutsche Zeitung (23.1.06), Der Tagesspiegel (21.1.06), Frankfurter Allgemeine Zeitung (23.1.06), www.eon.com
0
Kommentare
Noch keine Kommentare