Den Röttgen kannst Du erst mal vergessen bei der Energiewende. Das ahnten viele schon lange, aber so meine ich das nicht. Der Bundesumweltminister tingelt jetzt für ein paar Wochen als Spitzenkandidaten-Darsteller durch NRW. Da kann er sich nicht auch noch gleichzeitig in Berlin vergeblich um Sachen kümmern. Er kann also vorübergehend keinen Schaden anrichten. Wobei man sich fragen kann, ob es einen Unterschied macht, ob der Minister zu unverbindlichen Gedankensplittern in die Kamera grinst oder das Steffen Seibert überlässt, dem Regierungssprecher.
Wenn es bei Energiefragen wichtig wird, darf Norbert Röttgen eh nur noch stumm grinsen und nicken zu den Aussagen der anderen. So wie beim Atompingpong, da hatte seine Chefin das Sagen. Ansonsten wird der Wirtschaftsminister seine Zuständigkeit reklamieren und ebenfalls freundlich etwas verkünden oder sogar durchsetzen. Dann kann Philipp Rösler im bald zu erwartenden Ruhestand wenigstens in verschiedenen Talkshows rückblickend über seine still verschiedene FDP sagen, man habe klar Kante gezeigt.
Aber Röttgen ist wenigstens mal ein paar Tage in NRW, dem Energieland, vor Ort. Vor Ort, das ist eigentlich ein Bergbaubegriff. Hier weiß das jeder, der auf Kohle geboren ist wie ich. Und da beginnt mein Problem. Ich bin nicht nur geografisch und erblich vorbelastet, die Opas waren noch untertage, also vor Ort. Ich bin auch noch Ehrenhauer. Da gibt es keinen Pokal für, keinen Scheck, sondern nur ein Arschleder und einen Schnaps. Hauer, das ist ein Facharbeiter für Kohle, und Arschleder erklärt sich von selbst. Ich bin also befangen und durchschaue die Sache mit der Energiewende nicht so ganz. Ich kann mich also mit Norbert Röttgen vor Ort und in Augenhöhe unterhalten.
Mit den Grünen bin ich in Energiefragen durch. Die haben mich mal eingeladen. Ich habe ihnen erklärt, Kohle sei auch ein nachwachsender Rohstoff. Ja, das dauert zwar etwas länger, aber sie wächst. Kohle ist sozusagen entschleunigte Energie. Nicht lachen, bis vor kurzem war Atomkraft noch „Brückentechnologie“. Auf meine Seite gezogen habe ich die Zuhörer damit nicht. Mittlerweile ahne ich, woran es liegt. Wir hätten nur rechtzeitig untertage die Frauenquote einführen müssen, dann wäre uns der Ärger mit den Grünen erspart geblieben. So ist das in Energiefragen. Die großen Fehler wurden schon in der Vergangenheit gemacht.
Georg Oligmueller
ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.