Inland

Am Steuer der Eidechse

von Maicke Mackerodt · 21. September 2014

»Jede Halle hat ihr eigenes System, ich habe bisher fast keinen Tag dasselbe gemacht.«

Meine ganze Familie arbeitet bei Ford: Vater, Onkel, Bruder, Cousins. Hier zu arbeiten, ist mir in die Wiege gelegt worden. In der 9. Klasse habe ich ein Praktikum im Ersatzteilzentrum gemacht, das hat mir gut gefallen. Ich arbeite am liebsten praktisch, kann logisch denken und gut organisieren. Deshalb habe ich gleich nach dem Abitur meine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik angefangen.
Die Arbeit ist aufgeteilt in vier Bereiche: Wareneingang, Lagerhaltung, Kommissionierung, Versand; dazu kommen Qualitätskontrolle, Bestandsaufnahme. Im Schichtdienst fange ich um 6.15 Uhr an und trage schon die Schutzkleidung: graue Arbeitshose, Sicherheitsschuhe. Der Kolonnenführer teilt mir die Arbeit zu. Wenn ich beim Wareneingang am Meldekopf sitze, geben mir die LKW-Fahrer ihre Papiere, die ich ins System eingebe. An der Rampe zähle und überprüfe ich die Packstücke. Später entlade ich LKW, fahre die Paletten mit dem Stapler zum Checken ins Lager. Ich habe auch direkt den Stapler-Führerschein gemacht, das macht Spaß, ist wie Autoscooter fahren.
Es ist eine sehr verantwortungsvolle Arbeit: Wenn kaputte Ware geliefert wird und niemand merkt es, macht die Firma Verlust. Das Lager ist wirklich groß, da werden Ersatzteile für ganz Europa gelagert und verschickt. Da gehe ich nie zu Fuß durch, sondern fahre entweder mit dem Elektro-Karren, den wir Eidechse nennen oder mit dem Stapler. Beim Kommissionieren habe ich ein Headset auf und einen Scanner dabei. Ich arbeite pick by voice, das bedeutet, ich fahre zum Fach, scanne die Bestellung und nehme die bestellte Ware raus. Im Warenversand mache ich dann die Frachtpapiere und Ladelisten fertig.
Die Arbeit als Lager-Logistikerin ist vielfältig, ich habe bisher fast keinen Tag dasselbe gemacht. Jede Halle hat ihr eigenes System, die muss ich am Ende alle kennen. In der Ausbildung wird man überall eingesetzt. Zuletzt habe ich gemeinsam mit einer Industriekauffrau den Auto-Verleih für gemeinnützige Organisationen organisiert. Ende nächsten Jahres bin ich fertig, dann habe ich die Möglichkeit in den Pool zu gehen: Das wäre mir am liebsten, da wird morgens entschieden, wo ich benötigt werde. Da kriege ich alles mit, kann am meisten Erfahrung sammeln und noch den Meister in Logistik machen.

Ausbildung: 3-jährige duale Ausbildung, kann verkürzt werden

Status: angestellt, Auszubildende

Gehalt: als Azubi 830 Euro brutto, im 1. Jahr 2.300 monatlich / brutto

Arbeitszeit: 35 Wochenstunden

Autor*in
Maicke Mackerodt

ist Journalistin, Audio-Biographin und Coach. Sie lebt in Köln.

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