Inland

Alles muss aufs Etikett!

von Kai Doering · 26. November 2012

Frosta-Geschäftsführer Felix Ahlers fordert mehr Transparenz.

Sind Lebensmittel in Deutschland zu billig?

Nein. Dass Lebensmittel günstig sind, ist erstmal etwas Gutes. Der eine gibt eben gerne mehr für Lebensmittel aus und verreist dafür vielleicht weniger. Dafür sind alle Zutaten natürlich. Der andere kauft lieber billige Lebensmittel und nimmt dafür künstliche Zusatzstoffe in Kauf. Diese Freiheit muss man als Verbraucher haben. Nur die Entscheidungsgrundlage muss stimmen. Und das geht nur, wenn jeder weiß, was in den Produkten enthalten ist.

Sie verwenden keine Aromen, Geschmacksverstärker oder Farbstoffe. Dafür sind Ihre Produkte teurer. Zahlt sich der Kurs aus?

Mittlerweile ja. Als wir 2003 unser Reinheitsgebot ins Leben gerufen haben und unsere Produkte im Schnitt 15 Prozent teurer geworden sind, haben sie teilweise Händler aus den Regalen genommen. Nach Einführung unseres Reinheitsgebots haben wir die Hälfte unseres Umsatzes eingebüßt. Inzwischen haben die Kunden aber gelernt, dass wir ihnen ein besseres Produkt anbieten als Hersteller, die künstliche Aromen oder Geschmacksverstärker verwenden. Es ist nicht leicht, den Kunden verständlich zu machen, dass Qualität eben ihren Preis hat. Solange Verbraucher Qualitätsunterschiede nicht sehen oder schmecken, werden sie im Zweifelsfall anhand des Preises entscheiden.

Wie wollen Sie die Unterschiede deutlich machen?

Aus meiner Sicht müssten die Verbraucher anhand der Verpackung sehen können, worin die qualitativen Unterschiede eines Produkts im Vergleich zu einem anderen liegen. Solange dies nicht gewährleistet ist, wird die Lebensmittelindustrie auf dem billigsten Weg produzieren.

Was fordern Sie?

Erstens müssen Lebensmittel, denen ein Aroma zugesetzt wird, mit dem deutlich lesbaren Zusatz „künstlich aromatisiert“ versehen werden. Zweitens müssen alle Zusätze, die der Verstärkung des Geschmacks dienen, mit dem Zusatz „Geschmacksverstärker“ deklariert werden. Und drittens muss lückenlos alles, was in einem Lebensmittel enthalten ist, auch auf dem Etikett oder zumindest auf der Internetseite des Herstellers stehen.

2009 haben Sie probeweise eine Nährwert-Kennzeichnung per Ampel auf einigen Ihrer Produkte eingeführt. Warum haben Sie diese wieder eingestellt?

Das Problem war, dass andere Hersteller nicht mitgezogen haben. Der Hintergrund der Ampel ist ja, dass der Konsument innerhalb kürzester Zeit anhand von Farben sehen kann, wie hoch der Fett- oder Zuckergehalt eines Produkts ist und nicht erst Zahlenkolonnen studieren muss. Ich halte die Ampel deshalb für ein sehr sinnvolles und kundenfreundliches Instrument. Wenn Frosta aber der einzige Hersteller mit einer Ampel auf seinen Produkten ist, sind die Angaben irrelevant, weil die Vergleichbarkeit zu anderen Produkten fehlt.

Sind Sie von Ihren Mitbewerbern enttäuscht?

Ich bin enttäuscht, dass die Lebensmittelindustrie nicht versucht, insgesamt an einer Gesetzgebung zu arbeiten, die mehr Klarheit schafft. Letztlich liegt das auch in ihrem eigenen Interesse. Nicht umsonst sind wir ständig negativ in der Presse, weil wir versuchen, Dinge zu verschleiern. Wenn wir alle transparenter arbeiten, gewinnen wir an Glaubwürdigkeit und der Verbraucher an Qualität. 

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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