Inland

Ab an die Uni, Arbeiterkinder

von Maicke Mackerodt · 6. März 2012

Vom Laptop ihrer Studentenbude aus gründete Katja Urbatsch 2008 das Internetportal arbeiterkind.de. Eine kleine, lokale Initiative, mit der die heute 31-Jährige „Mut machen wollte“ und die junge Menschen aus Nichtakademiker-Familien befähigen sollte, ein Studium zu wagen. Inzwischen ist daraus eine  gemeinnützige Organisation mit bundesweit 80 Gruppen entstanden. Immerhin 1200 Mentoren gehen an Schulen und organisieren Stammtische. Ehrenamtliche, die oft selbst als Erste in ihren Familien studiert haben, sprechen dort über ihre Erfahrungen. 

Die Website wird mittlerweile von 10 000 Besuchern im Monat angeklickt. Auf „arbeiterkind.de“ stehen Informationen, Unterstützungsangebote und Erfolgsgeschichten für den Weg an die Universität. Wenn man aktuellen Studienergebnissen folgt, studieren bislang an deutschen Hochschulen immer noch vornehmlich Akademikerkinder.

Eingeschüchterte Erstsemester

Die Gießenerin Katja Urbatsch hatte Glück. Ihre Lehrerin motivierte sie, das Abitur zu machen. Ihre Eltern, selbst Bankkaufleute und Nichtakademiker, finanzierten ihr Studium. Nur im Bekanntenkreis stieß sie auf Unverständnis: „Wer nicht studiert hat, kann sich kaum vorstellen, weshalb sich diese finanzielle Investition lohnt“, so Urbatschs Erfahrung. Mittlerweile hat die Kulturwissenschaftlerin sogar promoviert. Aber sie erinnert sich immer noch gut, wie eingeschüchtert sie als Studienanfängerin im ersten Semester war: von der fremden Ausdrucksweise der Wissenschaftler und dem Selbstverständnis ihrer Kommilitonen, die mehrheitlich aus akademischen Familien kamen. „Die wussten, wie man Hausarbeiten schreibt. Oder ein Stipendium beantragt.“ Arbeiterkinder begegneten ihr kaum.

arbeiterkind.de 

Autor*in
Maicke Mackerodt

ist Journalistin, Audio-Biographin und Coach. Sie lebt in Köln.

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