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735 Abgeordnete: Wie sich der neue Bundestag zusammensetzt

735 Abgeordnete zählt der künftige Bundestag, 26 mehr als bei der vorherigen Wahl 2017 und so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Die SPD stellt erstmals seit 2002 wieder die größte Fraktion.
von Jonas Jordan · 27. September 2021
Im neuen Bundestag ist die SPD die stärkste Fraktion.
Im neuen Bundestag ist die SPD die stärkste Fraktion.

Der Mega-Bundestag ist ausgeblieben. Vor der Wahl am Sonntag wurde darüber spekuliert, dass das neue Parlament bis zu 800, 900 oder gar 1.000 Abgeordnete umfassen könnte. Dies hat sich letztlich nicht bewahrheitet, auch wenn der 20. Bundestag mit 735 Abgeordneten so groß wie nie zuvor wird. Ausschlaggebend dafür ist vor allem das Wahlergebnis der CSU in Bayern. Die Partei gewann im Freistaat mit Ausnahme eines Wahlkreises alle Direktmandate. Mit 31,7 Prozent erzielte die CSU zwar ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl, blieb aber doch über den in Umfragen vorab prognostizierten 27-28 Prozent. Diese hätten eine deutlich höhere Anzahl von Überhang- und Ausgleichsmandaten zur Folge gehabt.

Mit ihrem nun erzielten Ergebnis blieb die CSU übrigens bundesweit über der Fünf-Prozent-Hürde. Eine Marke, die für sie allerdings insofern keine Relevanz besitzt, da die Partei 45 Direktmandate in Bayern gewann. Denn eine Partei, die mindestens drei Direktmandate auf sich vereinen kann, zieht auch dann gemäß ihres Zweitstimmenergebnisses in den Bundestag ein, wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht erreicht.

SPD zum vierten Mal stärkste Fraktion

Das kam bei dieser Bundestagswahl letztlich den Linken zugute. Sie erreichten bundesweit lediglich 4,9 Prozent, gewannen allerdings in Berlin und Sachsen insgesamt drei Wahlkreise und sind dadurch mit 39 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Einen Sitz erhielt auch der Südschleswigsche Wählerverband (SSW). Die Partei vertritt die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein. Als Partei der nationalen Minderheit ist der SSW von der Fünf-Prozent-Klausel befreit und musste nur so viele Stimmen gewinnen, dass ihm nach dem Berechnungsverfahren ein Sitz zusteht.

Die meisten Direktmandate errang die SPD, in 121 der 299 Wahlkreise lagen die Sozialdemokrat*innen vorn. Mit Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bremen und dem Saarland gab es gleich vier Bundesländer, in denen die SPD sämtliche Direktmandate gewann. Insgesamt gehören der sozialdemokratischen Fraktion im kommenden Bundestag 206 Abgeordnete an, 48 von ihnen sind jünger als 35 Jahre alt, also noch im Juso-Alter. Zum insgesamt vierten Mal nach 1972, 1998 und 2002 stellen die Sozialdemokrat*innen in der Geschichte der Bundesrepublik die stärkste Fraktion. Daraus leitet sich nach dem Gewohnheitsrecht des Bundestages auch die Möglichkeit ab, den oder die Parlamentspräsident*in zu stellen. Wer dieses Amt und damit die Nachfolge von Wolfgang Schäuble(CDU) für die SPD übernehmen soll, ist allerding noch unklar.

Neue Stärke in Ostdeutschland

Ausschlaggebend für das gute Wahlergebnis der SPD war auch das starke Abschneiden der Partei in Ostdeutschland. Mit 24,2 Prozent wurden die Sozialdemokrat*innen in Ostdeutschland klar stärkste Kraft, vor der AfD mit 19,1 Prozent und der CDU mit 16,9 Prozent. In Westdeutschland war der Ausgang knapper: Dort erreichte die SPD 26,4 Prozent und lag damit addiert nur 0,5 Prozent vor der CDU/CSU (25,9 Prozent).

Der jüngste Abgeordnete in der neuen SPD-Fraktion stammt aus Niedersachsen. Der 24-jährige Jakob Blankenburg gewann im Wahlkreis Lüchow-Dannenberg/Lüneburg ebenso das Direktmandat wie Herbert Wollmann im Wahlkreis Altmark in Sachsen-Anhalt. Er ist mit 70 Jahren künftig der älteste SPD-Abgeordnete. Das bundesweit beste Erststimmenergebnis erzielte erneut Johann Saathoff im niedersächsischen Wahlkreis Aurich-Emden. Er kam auf 52,8 Prozent. Der Frauenanteil in der SPD-Fraktion beträgt 41,8 Prozent.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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