Bereits während der Weimarer Republik hatten die Gewerkschaften versucht, wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Fachwissen effizienter zu nutzen. Ein Beispiel hierfür ist die
"Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik". Die Träger dieser Institution waren der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund ( ADGB) und die SPD.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Rahmen dies Neuaufbaus der Gewerkschaften im März 1946 das "Wirtschaftswissenschaftliche Institut ( WWI) ins Leben gerufen. Erster Geschäftsführer war
Erich Potthoff, dem ein Präsidium aus Hans Böckler, Viktor Agartz und Prof. Bruno Kruske vorstand. In den folgenden Jahren kam dem Institut, Böcklers "Lieblingskind" eine entscheidende Rolle bei
der Herausbildung gewerkschaftliche Konzepte zu, etwa Potthoffs Überlegungen zur Unternehmensmitbestimmung oder die Vorstellungen zur "expansiven Lohnpolitik" von Viktor Agartz.
Die politischen Veränderungen der Jahre 1966 und 1969 beeinflussten auch die Arbeit des WWI. Neue Arbeitsinhalte waren etwa die "Konzentrierte Aktion", "mittelfristige Finanzplanung" oder das
"Sozialbudget". Reformen in der Gesellschafts- und Sozialpolitik zusammen mit einer veränderten Wirtschaftspolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt führten zu einem erhöhten Beratungsbedarf der
Gewerkschaften. Die Umbenennung des Instituts 1972 in Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) sollte deutlich machen, wie die Aufgaben erweitert wurden.
Mit dem Beginn der Beschäftigungskrise in der Mitte der siebziger Jahre wurde die Forschung von neuen Arbeitsfeldern wie Arbeitszeitfragen und Mitbestimmung gekennzeichnet. Die Debatten und
Neuorientierungen der Gewerkschaften zu Fragen der Massenarbeitslosigkeit prägten in hohem Maße die Arbeiten des WSI.
Der DGB-Bundesvorstand richtete 1986 eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit der Zukunft des Instituts befassen sollte. Am 3.10.1989 beschloss der Bundesvorstand, die Struktur des WSI neu zu
gestalten. Das WSI ging als Forschungsabteilung zum 1.1.1995 in die Hans-Böckler-Stiftung über.
Trotz dieser strukturellen Änderungen gaben und geben die Forscherinnen und Forscher des WSI mit ihren fundierten wirtschaft- und sozialwissenschaftlich wichtige Impulse für die
gesellschaftliche Diskussion in Deutschland.
Stefan Campen
0
Kommentare
Noch keine Kommentare