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Solarenergie aus der Wüste

von Karsten Wiedemann · 16. Juni 2009
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An der Spitze des 400-Milliarden-Euro-Projektes Names Desertec steht der Versicherungsriese Münchner Rück. Zusammen mit zwanzig anderen Unternehmen, darunter der Energieversorger RWE und die Deutsche Bank, gründete der weltgrößte Rückversicherer am Dienstag eine Initiaitve, die die Solarstromproduktion in Afrikas Wüsten in großem Stil voranbringen soll. "Dies ist keine ferne Vision mehr, sondern technologisch bestechend und auch realisierbar", sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek.

Solarkraftwerke in mehreren afrikanischen Wüsten sollen 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken. Bei Solarkraftwerken wird das Sonnenlicht über Spiegel gebündelt um mit der gewonnen Wärme Wasser zu erhitzen. Der entstehende Wasserdampf treibt Turbinen an, die Strom erzeugen. Der Energie-Transport soll über moderne Gleichstrom-Hochspannungsnetze erfolgen, die neu gebaut werden müssten.

Pläne für die Produktion von Solarstrom in Afrika gab es schon länger. Bisher galten neben den instabilen politischen Verhältnissen vor allem die hohen Investitionskosten als Hemmnis. Die Betreiber wollen mit ihrem Projekt in zehn bis 15 Jahren wettbewerbsfähig Strom produzieren.

Nach Berechnungen des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation könnte eine Fläche in der Größe des Saarlandes ausreichen, um mit solarthermischen Kraftwerken in der Sahara den gesamten Strombedarf Deutschlands zu decken.

Kelber: Energiewirtschaft in Deutschland umbauen

Für Mitte Juli hat die Münchner Rück Unternehmen aus der Energiebranche sowie Politiker zu einem Grüdnungstreffen nach Berlin eingeladen. In den nächsten drei Jahren soll die Projektplanung abgeschlossen werden.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte die Pläne zum Bau von Solarthermieanlagen in der nordafrikanischen Wüste. "Die Errichtung solcher Kraftwerke in Verbindung mit einem Stromverbund im Mittelmeerraum liegt im europäischen Interesse", sagte Gabriel am Dienstag in Berlin. Er verwieß auf das enorme Potential erneuerbare Energien in Afrika.

Auch der SPD-Energieexperte Uli Kelber steht dem Projekt ebenfalls aufgeschlossen gegenüber. Desertec könnte einen Teil des Energiebedarfs in Zentraleuropa decken. Der SPD-Politiker mahnte aber einen Umbau der Energieversorgung in Deutschland an. "Wichtiger aber noch ist der weitere verstärkte Ausbau von dezentralen Anlagen zur Stromerzeugung in Deutschland und Europa selbst, sei es durch Solaranlagen an Daechern und Fassaden, Biogasanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung."

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Karsten Wiedemann

Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie

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