Katja Glybowskaja: Mit vollem Engagement für Jena
privat
„Ich saß in einer Stadtratssitzung und mein Handy klingelte immer wieder mit einer Berliner Nummer. Irgendwann bin ich rangegangen und habe erfahren, dass ich ausgewählt worden bin. Das war eine große Überraschung“, sagt Katja Glybowskaja über den Moment, als sie davon erfuhr, dass sie in diesem Jahr zu den Preisträgerinnen des Helene-Weber-Preises gehört.
„Eine spannende und vielseitige Runde von Frauen“
Die Jenaerin gehört dem dortigen Stadtrat seit 2014 an. Im vergangenen Jahr wurde sie zur SPD-Fraktionsvorsitzenden gewählt und Anfang des Jahres vom Thüringer SPD-Bundestagsabgeordneten Christoph Matschie für den Helene-Weber-Preis vorgeschlagen. Doch dann kam Corona, was viele Dinge erst einmal überlagerte. Umso größer war Glybowskajas Freude nach der überraschenden Nachricht.
Zum Auftakt gab es ein Videotreffen mit allen diesjährigen Preisträgerinnen. „Das war eine ganz spannende und vielseitige Runde von Frauen, sowohl was ihre Beweggründe angeht, politisch aktiv zu sein, als auch in Bezug auf die unterschiedlichen Strukturen und thematischen Schwerpunkte“, berichtet Glybowskaja. Sie habe Lust, innerhalb des Netzwerkes, das der Helene-Weber-Preis bietet, interessante Frauen kennenzulernen, Erfahrungen und strukturelle Gemeinsamkeiten zu teilen sowie sich über mögliche Lösungsmöglichkeiten auszutauschen. „Davon kann ich ganz viel lernen“, hofft die Jenaerin.
„Mein Hauptanliegen ist es, Vorbild zu sein“
Sie selbst möchte ein Positivbeispiel sein für andere Frauen, die mit dem Gedanken spielen, sich kommunalpolitisch zu engagieren. „Mein Hauptanliegen ist es, Vorbild zu sein und andere Frauen stark zu machen. Es ist wichtig, selbst voranzugehen und sich einzubringen, aber auch Menschen zu haben, die einen dabei begleiten und unterstützen“, sagt sie. Oft sei ein politisches Ehrenamt zeitlich schwer vereinbar mit dem Beruf, der Familie oder Hobbies. Umso wichtiger ist aus ihrer Sicht die Unterstützung des eigenen Umfelds, aber auch von Menschen innerhalb der Partei: „Ohne diese Unterstützung wäre ich meinen Weg nicht gegangen.“
Ihr Weg führt Glybowskaja 2012 zur SPD. Zuvor engagiert sie sich in der thüringischen Großstadt bereits in verschiedenen Initiativen und Vereinen. Außerdem ist sie Mitglied im ehrenamtlichen Jugendhilfeausschuss der Stadt Jena. „Irgendwann bin ich dann gefragt worden, ob ich mir nicht vorstellen könnte, für die SPD aktiv zu werden“, erzählt sie. Das konnte sie. Denn politisch interessiert war sie schon als junger Mensch. „Ich wollte immer mitgestalten und verändern“, sagt die Sozialdemokratin.
Nicht von Strukturen verunsichern lassen!
Inzwischen ist sie Fraktionsvorsitzende, sodass neben dem kommunalpolitischen Engagement und ihrem Beruf kaum Zeit für anderes bleibt. Doch Glybowskaja sagt: „Ich habe eine Familie, die mich sehr stärkt und habe über die Jahre gelernt, mir Inseln zu schaffen.“ Gerade wegen der starken zeitlichen Belastung brauche es mehr gezielte Strategien, um insbesondere Frauen in ihrer politischen Arbeit zu fördern.
„Das ist eine generelle Herausforderung, Menschen fürs kommunalpolitische Ehrenamt zu motivieren. Da ist noch Luft nach oben“, mahnt sie und betont gleichzeitig: „Wenn einen Strukturen stören und behindern, sollte man sich von ihnen nicht verunsichern und wegdrängen lassen, sondern erst recht zupacken.“ Dafür brauche es Eigendynamik, aber vor allem auch eine gezielte Unterstützung und Netzwerke. „Wenn man das noch konsequenter verfolgt, würden sich noch mehr Menschen kommunalpolitisch engagieren“, ist sich Glybowskaja sicher.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo