Kultur

Erhard Eppler: Das neueste Werk des „schreibenden Gärtners“

Wo sonst als im Berliner Willy-Brandt-Haus präsentierte Ehrhard Eppler sein Buch „Links leben“. Auf dem Ritt durch seine politische Karriere ließ der 88-Jährige auch weniger schöne Erinnerungen nicht aus.
von Robert Kiesel · 5. November 2015
Erhard Eppler diskutiert mit Peter Brandt im Berliner Willy-Brandt-Haus
Erhard Eppler diskutiert mit Peter Brandt im Berliner Willy-Brandt-Haus

 „Links leben – Erinnerungen eines Wertkonservativen“ - im bis auf den letzten Platz gefüßllten Atrium des Willy-Brandt-Hauses hat Ehrhard Eppler am Mittwochabend sein jüngstes Werk vorgestellt. An der Seite des 88-Jährigen nahm Peter Brandt, ältester Sohn Willy Brandts, Platz. Ihm war es vorbehalten, den Zuhörern einen kurzen Abriss der bewegten Karriere Epplers zu präsentieren. Keine leichte Aufgabe angesichts der zahlreichen Rollen, die der „schreibende Gärtner“, wie sich Eppler heute selbstironisch nennt, seit seinem Eintritt in die SPD im Jahr 1956 eingenommen hat.

Nietan über Eppler: „Ein Vordenker der SPD“

Die Eröffnungsrede des Abends hielt mit Dietmar Nietan der Bundesschatzmeister der SPD. Er bedankte sich bei Eppler für die Entscheidung, die Premiere seines Buches im Willy-Brandt-Haus stattfinden zu lassen und erklärte kurz darauf: „Kaum jemand hat die Haltung der SPD zu Zukunftsfragen so positiv geprägt wie Ehrhard Eppler. Er ist einer der Vordenker der SPD.“ Nietan selbst sei als Juso erstmals mit den Schriften Epplers in Kontakt gekommen und habe rasch gemerkt: „Verpackung ist ja oft alles, aber auf den Inhalt kommt es an.“ So habe Eppler mit seinen scharfen Analysen aktueller Begebenheiten spätere Entwicklungen häufig vorhergesehen, auf diese Weise seinen Beitrag zum zukunftsorientiertem Kurs der Sozialdemokratie in Deutschland geleistet. Dass seine kontinuierliche Kritik an der „Ideologie der Marktradikalen“ und den dadurch immer schlanker werdenden Staat durchaus realistische Vorhersagekraft besaß, zeigten nicht zuletzt die aktuellen Schwierigkeiten bei der Bewältigung der zuletzt stark gestiegenen Flüchtlingszahlen, so Nietan.

Der Tat verplichtet

Eppler selbst gewährte während des Gesprächs mit Peter Brandt Einblick in ein politisches Leben. „Ich bin ja bekannt als einer der polarisiert hat. Dabei habe ich das gar nicht gern getan, es war mir gar nicht wohl dabei. Aber manche Dinge muss man tun, weil sie eben sein müssen“, so Eppler. Er selbst wie auch viele der Anwesenden dürften sich dabei nicht zuletzt an seine Zeit als Landesvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg erinnert haben. Eine Phase, geprägt von politischen Gefechten und ernsten Auseinandersetzungen, allen voran mit dem zwischen 1966 und 1978 regierenden Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Gern erinnere sich Eppler dagegen an die Zeit in der SPD-Grundwertekommission zurück. „Das gehörte zu den Dingen, die man gerne macht“, so Eppler im Willy-Brandt-Haus. Auch deshalb nehme diese Phase einen größeren Raum in seinem nun veröffentlichten Buch ein.

Erhältlich ist das knapp 340 Seiten starke Werk im Propyläen-Verlag (ISBN-13 9783549074657). Im selben Verlag erschien auch das im Jahr 2013 von Egon Bahr veröffentlichte Werk: „Das musst du erzählen.“ Erinnerungen an Willy Brandt.“

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Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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