Wie Karl Lauterbach für ausreichend Arzneimittel für Kinder sorgt
Ute Grabowsky/photothek.net
Ob Antibiotika, Fiebersäfte oder auch Asthmasprays: alle Medikamente, die im vergangenen Winter knapp gewesen sind, sollen künftig in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Das verspricht Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach am Donnerstag nach einem Spitzengespräch mit Vertreter*innen von Ärzt*innen, Apotheken und der Pharmaindustrie.
Dank an Industrie und Apotheken
Dabei sei die Versorgungslage mit Kinderarzneimitteln in diesem Herbst besser als vergangenes Jahr, versichert Lauterbach. Auch Dank der Bereitschaft der Industrie, deutlich mehr zu produzieren, fügt er hinzu. So sei die Produktion bei Schmerzmitteln, Antibiotika und Fiebersäften im Vergleich zum Winter 2022/23 deutlich gesteigert worden, „weil Unternehmen bereit sind, im Dreischichtbetrieb 24/7 zu arbeiten und die vorhandenen Maschinen komplett ausfahren", so der Minister.
Einen ausdrücklichen Dank richtet Lauterbach ebenfalls an die Apotheker*innenschaft, die im vergangenen Jahr Zubereitungen ausgetauscht und Arzneimittel selbst hergestellt habe. Künftig soll es hierfür eine Rechtssicherheit geben, wenn beispielsweise Apotheker*innen von der einen zu einer anderen Darreichungsform abweichen. Hierfür soll laut Minister keine ärztliche Rücksprache mehr notwendig sein, „geschweige denn ein neues Rezept“.
Lauterbach warnt vor Hamsterkäufen
Unter diesen Voraussetzungen geht Lauterbach davon aus, dass bei einer Welle, nicht stärker als der Üblichen, „wir dem Problem Herr werden können“. Zu schaffen sei das allerdings nur, wenn Vernunft das Gebiet der Stunde sei. Lauterbach appelliert an die Eltern, keine Hamsterkäufe zu tätigen. Damit alle Kinder und Jugendliche bei Bedarf versorgt werden können, müsste ein Horten von Fiebersäften vermieden werden, warnt er. Stattdessen empfiehlt er einen kleinen Hausvorrat. Mit Blick auf den verhinderten Engpass in der Gasversorgung im vergangenen Winter, erklärt der SPD-Politiker: „Das, was uns in der Gaskrise gelungen ist, das können wir auch bei den Kinderarzneimitteln leisten. Wenn wir die Medikamente nur einsetzen, wenn sie unbedingt benötigt werden und wenn es keine Hortung gibt, können wir durch die außerordentliche Steigerung der Produktion der pharmazeutischen Hersteller durch den Winter kommen ohne große Engpässe." Zugleich räumt Lauterbach ein, dass bei möglichen Engpässen zusätzlich Importe von Medikamenten ermöglicht würden. Lauterbach wörtlich: „Daran arbeiten wir derzeit ebenfalls.“
5-Punkte-Plan
1. Ein regelmäßig tagender Steuerungskreis (High-Level-AG) unter Beteiligung von Unternehmen, Kinder- und Jugendärzt*innen, Hausärzt*innen, der Apotheker*innenschaft und weiteren Beteiligten soll eine gleichmäßige Versorgung steuern. Produktionsmengen der kritischen Kinderarzneimittel und Antibiotika sind gegenüber Herbst-Winter 2022/23 teilweise um bis zu 100 Prozent gesteigert worden.
2. Kinder- und Jugendärzt*innen sowie Hausärzt*innen appellieren an Eltern, keine unnötigen Vorräte für Kinderarzneimittel zu horten. Sie weisen erneut auf die Bedeutung der sparsamen und evidenzbasierten Verschreibung von Antibiotika für Kinder- und Jugendliche hin.
3. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. erklärt für die Apotheker*innen, die gleichmäßige und bedarfsgerechte Versorgung mit Kinderarzneimitteln in der Elternberatung zu unterstützen. Für die Herstellung von Rezepturen und den Austausch der Darreichungsform wird es bei diesen Kinderarzneimitteln Rechtssicherheit geben.
4. Festbeträge bleiben bei den dringlichen Kinderarzneimitteln weiter ausgesetzt, Aufzahlungen der Eltern werden vermieden.
5. Die Bundesregierung unterstützt gemeinsam mit der Ärzt*innen- und Apotheker*innenschaft und den anwesenden Pharmafirmen eine sachlich-realistische Kommunikation, um unnötige Bevorratung zu vermeiden.
Gesetz der Ampel-Regierung
Erst im Juni hatte die Ampel-Regierung ein Gesetz beschlossen, dass durch eine Reihe von Maßnehmen Engpässe bei der Arzneimittelversorgung verhindern soll. Das Gesetz sieht u.a. vor, die Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern. So können Pharmaunternehmen höhere Preise für die erwähnte Arznei verlangen. Um unabhängiger von Produktionsstätten in China oder Indien zu werden, sollen gerade bei Antibiotika nicht der günstigste Produzent den Zuschlag erhalten, sondern auch Hersteller aus Europa. Zudem erleichtert es Apotheken den Austausch von Präparaten mit gleicher Wirkung. Das Gesetz zur Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) trat 27.07.2023 in Kraft.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.