Inland

Wie Karl Lauterbach die Gesundheitsvorsorge stärken will

Trotz hoher Gesundheitskosten ist die Lebenserwartung in Deutschland nur durchschnittlich. Das will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ändern. Ein neues Institut soll sich künftig um die Vermeidung von Erkrankungen kümmern.
von Vera Rosigkeit · 4. Oktober 2023

Mit knapp 5.000 Euro pro Einwohner*in im Jahr gibt Deutschland so viel wie kein anderes Land in Europa für Gesundheit aus. Im europäischen Durchschnitt sind es gerad mal 3.159 Euro. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt jedoch mit 80,8 Jahren nur knapp über dem EU-Durchschnitt (80,1) und im Vergleich zu vielen westeuropäischen, vor allem nordeuropäischen Ländern „schneiden wir eher sogar schlechter ab“, betonte Karl Lauterbach am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Mehr Prävention und Aufklärung

Das möchte der Bundesgesundheitsminister nun ändern. Lauterbachs Meinung nach liegt eine Ursache der Diskrepanz zwischen Gesundheitskosten und Lebenserwartung darin, dass das deutsche Gesundheitssystem sehr stark auf die Behandlung von Erkrankungen ausgerichtet ist, nicht aber auf die Vorbeugung. „Unser Gesundheitssystem ist geprägt durch sehr hohe Kosten, eine durchschnittliche Lebenserwartung und eine mangelhafte Vorbeugemedizin“, erklärte Lauterach. Ein neues Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) soll das ändern. Es soll sich vor allem und die drei großen Krankheitsgruppen wie Krebs-, Demenz- und Herz-Kreislauferkrankungen kümmern, die mehr als 75 Prozent der Todesfälle in Deutschland ausmachten, so Lauterbach. Das Institut soll die Prävention und Information der Bevölkerung verbessern.

Einer Arbeit, die bisher „dankenswerter Weise“ das Robert-Koch-Institut bislang mit übernommen habe, die aber nicht „Schwerpunkt der Arbeit“ des RKI sei. „Deshalb haben wir hier eine Lücke“, die durch das neue BIPAM geschlossen werden soll. Karl Lauterbach sprach in diesem Zusammenhang von einem bislang wenig beachteten, aber langfristig sehr wichtigen Problem, „welches wir in unserem Gesundheitssystem haben“. Mit der Gründung des Instituts „gehen wir Strukturreformen an, die jahrelang liegengeblieben sind“, sagte Lauterbach. Damit werde gleichzeitig das RKI gestärkt, das sich beim Kampf gegen Infektionskrankheiten bewährt habe und sich so noch besser spezialisieren könne.

Neuer Präsident für das RKI

Der Aufbau des BIPAM ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP bereits vorgesehen. Lauterbach will das Institut nun zum 1. Januar 2025 „ans Netz bringen“, wie er am Mittwoch anküdigte. Das BIPAM soll Gesundheitsdaten hauptsächlich über die von Lauterbach genannten drei Krankheitsgruppen erheben, um Vorsorgemaßnahmen abzuleiten, der Regierung Hinweise zu geben und den öffentlichen Gesundheitsdienst zu unterstützen. Für Lauterbach ist eine verbesserte Aufklärung schon deshalb bedeutsam, weil Gesundheits-Kommunikation durch „Fake-News“, aber auch kommerzielle Miss-Information, erschwert werde. Mit der Professionalisierung der Kommunikation übernehme das Bundesinstitut zugleich die Arbeit, die bislang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erbracht wurde, so Lauterbach. Die BZgA gehe „vollständig in das neue BIPAM über“, aber es würden auch neue Abteilungen geschaffen.

Für den Aufbau des BIPAM wird der bisherige Leiter des Gesundheitsamtes Köln, Johannes Nießen, als Errichtungsbeauftragter verantwortlich sein. Bei der Pressekonferenz stellte Lauterbach zudem mit dem Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie Lars Schaade den neuen Präsidenten des Robert-Koch-Instituts vor.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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