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Michael Müller: Deshalb ist der Frauentag in Berlin jetzt ein Feiertag

Als erstes Bundesland hat Berlin den Internationalen Frauentag zum Feiertag erklärt. Im Interview sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller, was er damit erreichen möchte – und warum im kommenden Jahr am 8. Mai gefeiert wird.
von Kai Doering · 7. März 2019
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller: Wichtig war uns, dass wir mit dem Frauentag als Feiertag einen politischen Anspruch verbinden.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller: Wichtig war uns, dass wir mit dem Frauentag als Feiertag einen politischen Anspruch verbinden.

Berlin hat den 8. März als erstes Bundesland zu einem Feiertag erklärt. Warum gerade den Frauentag?

Feiertage haben ja immer eine besondere Bedeutung. Sie lassen uns kurz innehalten und über den Tag nachdenken. Viele mahnen, einige erinnern, andere feiern. Wir haben uns die Entscheidung deswegen nicht leicht gemacht. Denn Berlin steht für so vieles. Einige Vorschläge haben etwa den 18. März oder den 8. Mai hervorgehoben. Wichtig war uns, dass wir damit einen politischen Anspruch verbinden. Dass wir einen Tag aussuchen, mit und an dem wir die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema lenken. Ein Tag, der uns einen Anlass gibt, um über ein Thema zu sprechen und den wir würdigen können. Dies trifft eindeutig auf den Internationalen Frauentag zu. Denn was Frauen- und Gleichstellungsrechte angeht, haben wir in unserer Gesellschaft noch nicht alles erreicht, was zu erreichen ist. Solange wir noch einen Lohnunterschied haben, so lange vor allem alleinerziehende Frauen ein hohes Armutsrisiko haben, oder weibliche Vorstände rar sind, so lange werden wir uns jeden Tag für die Gleichstellung einsetzen.

Normalerweise werden Feiertage eher abgeschafft, da sie die Produktivität schmälern. Kann sich Berlin einen zusätzlichen Feiertag leisten?

Berlin hatte bislang nur neun Feiertage, Bayern dagegen 13, Baden-Württemberg 12. Da ja der Süden Deutschlands als wirtschaftlich starke Region gilt und gleichzeitig die meisten Feiertage hat, steht dieses Argument in keinem Zusammenhang.

Im kommenden Jahr fällt der 8. März auf einen Sonntag. Haben die Berlinerinnen und Berliner da Pech gehabt? 

Nein. Unabhängig von der Einführung eines ständigen gesetzlichen Feiertages, hat Berlin auch beschlossen, 2020 den 8. Mai einmalig zu einem Feiertag zu erklären. Damit möchten wir in besonderer Weise des Kriegsendes in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 75 Jahren gedenken. Das erscheint mir gerade vor dem Erstarken des Rechtspopulismus als sehr wichtig.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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