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Equal Pay Day: Noch 61 Jahre bis zur gleichen Bezahlung?

Frauen verdienten im Jahr 2022 rund 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Warum die Stärkung von Tarifverträgen und mehr Lohntransparenz das ändern können.
von Vera Rosigkeit · 7. März 2023
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18 Prozent: So hoch ist die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland aktuell. Am Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 7. März fällt, macht der Deutsche Gewerkschaftsbund  vor dem Brandenburger Tor in Berlin mit einer Bild-Aktion auf den Missstand aufmerksam.

Debatte um Fachkräftesicherung

Um magere fünf Prozentpunkte sei die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen geschmolzen, seit der Gender Pay Gap für Deutschland erstmals im Jahr 2006 berechnet wurde, erklärt DGB-Chefin Yasmin Fahimi. Wenn es in dem Tempo weitergeht, dauert es noch 61 Jahre bis zur gleichen Bezahlung“, fügt sie hinzu.

Fahimi betont, dass Entgeltgleichheit ein wichtiger Faktor sei, wenn es darum gehe, die Frauenerwerbstätigkeit zu steigern. Das wiederum spiele eine Rolle in der Debatte um Fachkräftesicherung. „Die hohe Entgeltlücke in Deutschland ist ein echter Wettbewerbsnachteil, im europäischen Vergleich gehören wir zu den Schlusslichtern“, betont sie.

Verteilung unbezahlter Sorgearbeit

Die Politik müsse ihrer Meinung nach „strukturelle Hürden“ angehen, als Beispiel nennt sie hier den flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und die Aufwertung personennaher Dienstleistungsberufe. „Frauendominierte Berufe, gerade im Gesundheits-, im Erziehungs- und im Bildungsbereich müssen deutlich besser bezahlt werden“, fordert Fahimi.

Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass es am Equal Pay Day nicht nur um faire Löhne, sondern auch um die faire Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männer gehe. Das funktioniere nur mit „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“. 

Mehr Tarifverträge, mehr Lohntransparenz

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil war bei der DGB-Aktion dabei. Er erklärte vorab im ZDF-Morgenmagazin, dass von den 18 Prozent des Gehaltsunterschieds elf Prozentpunkte auf die Berufswahl zurückzuführen seien, weil in sogenannten „klassischen Frauenberufe“ wie Floristik, Gastronomie oder sozialen Dienstleistungsberufen schlechter bezahlt würde. Hinzu komme ein unterschiedliches Arbeitsvolumen, „Männer eher Vollzeit, Frauen Teilzeit“, sagte Heil.

Die restlichen sieben Prozentpunkte seien auf Lohndiskriminierung zurückzuführen. „Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird, dass es auch eine buntere Berufswahl bei jungen Frauen und Männern gibt. Denn junge Frauen und Männer können alles.“ Er wolle sich verstärkt für Tarifverträge einsetzen, weil hier die Löhne in der Regel besser sein. Heil kündigte ein Tarifstärkungsgesetz an und will sich für ein verschärftes Lohntransparenzgesetz einsetzen.

Gender Pay Gap

Frauen haben im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent  weniger verdient als Männer. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen mit durchschnittlich 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro).

Rechnet man diesen Wert von 18 Prozent in Tage um, arbeiten Frauen vom 1. Januar an 66 Tage umsonst. Deshalb fällt der Equal Pay Day in diesem Jahr auf den 7. März 2023.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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