Deutschlandticket: „Wir leiten eine neue Ära im Verkehrsbereich ein.“
IMAGO/Political-Moments
Am Donnerstag wird der Bundestag erstmals über das geplante Deutschlandticket beraten. Wie bewerten Sie den Gesetzentwurf?
Es ist ein wichtiger Durchbruch, dass der Gesetzesentwurf dem Bundestag nun endlich vorliegt. Die Menschen warten auf das Deutschlandticket. Sie wollen ein kostengünstiges und vor allem einfaches Angebot für den öffentlichen Nahverkehr. Mit dem Deutschlandticket läuten wir eine neue Ära im Verkehrsbereich ein, mit einem deutlichen Mehrwert für die Kundinnen und Kunden und einem Digitalisierungsschub für den ÖPNV.
Der Gesetzesentwurf schafft in Verbindung mit den Absprachen zwischen Ländern und Bundesverkehrsministerium genau dafür die Voraussetzungen und bietet lösungsorientierte Vorschläge für die Einführungsphase. Das betrifft insbesondere das Angebot eines Tickets in Papierform und die Möglichkeit für Studierende, Semestertickets auf das Deutschlandticket aufzuwerten. Für die Verkehrsunternehmen und die Länder haben wir erreicht, dass das Ticket nicht für jeden Verkehrsverbund gesondert genehmigt werden muss. Das spart Unmengen an Bürokratie. Wir haben erfolgreich eine Reform angestoßen, die deutlich weitreichender ist als das temporäre 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer.
Wichtig ist auch, dass wir sehr schnell die Finanzmittel für die Umsetzung des Tickets den Ländern und damit den Verkehrsunternehmen sehr schnell zur Verfügung stellen. Das verhindert Liquiditätslücken bei den Unternehmen.
Verkehrsforscher*innen warnen, dass der Preis von 49 Euro zu hoch ist, damit wirklich viele dauerhaft das Auto stehen lassen. Wie sehen Sie das?
Der Preis des Deutschlandtickets ist für sehr viele Menschen äußerst attraktiv. Mit 49 Euro pro Monat ist das Ticket deutlich günstiger als der Großteil heutiger Abonnements. Zudem ist es deutschlandweit gültig. Stellt man dem Ticket die hohen monatlichen Kosten des motorisierten Individualverkehrs gegenüber, zeigt sich unterm Strich, dass das Deutschlandticket ein sehr gutes Angebot ist, von dem viele Menschen profitieren werden. Klar ist auch, dass Mobilität einen Wert hat, der sich im Preis widerspiegeln muss. Deshalb muss auch klar sein, dass ein Angebot wie das 9-Euro-Ticket auf Dauer nicht tragfähig wäre.
Für den Umstieg ist neben dem guten Preis ohnehin ein entsprechend gutes Angebot an Verbindungen unabdingbar. Hier gibt es in den nächsten Jahren einen großen Nachholbedarf gerade im ländlichen Raum. Bund und Länder erarbeiten dazu im Moment einen Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV der aufzeigen soll, wie das erreicht werden kann.
Das Ticket soll vor allem digital angeboten werden. Schließt das nicht bestimmte Gruppen, etwa Senior*innen, aus?
Langfristig soll das Deutschlandticket vor allem digital ausgestellt werden. Neben einer App-Lösung soll es auch Chipkarten geben. Wir haben zudem erreicht, dass das Ticket während der Einführungsphase auch in Papierform angeboten wird. So erleichtern wir den Zugang zum Deutschlandticket. Das ist gut, um möglichst alle Kundinnen und Kunden zu erreichen, auch diejenigen ohne Smartphone.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.