Warum der neue Berliner Flughafen nach Willy Brandt benannt ist
„Das ist ein schöner Tag nach einem langen Weg.“ So begann Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D. und Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung am Freitagnachmittag seine kurze Rede. Gemeinsam mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange war Thierse nach Schönefeld gekommen, wo am Samstag nach 14-jähriger Bauzeit der Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, eröffnet wird.
Grund zum Feiern gab es aber bereits am Freitag. In Terminal 1 wurde die „Willy-Brandt-Wand“ eingeweiht. Darauf zu sehen ist ein Porträt des früheren Bundeskanzlers, Regierenden Bürgermeisters – und Namensgebers des Flughafens – sowie eines seiner berühmten Zitate in deutscher und in englischer Sprache.
Zitat aus Brandts Abschiedsrede als SPD-Vorsitzender
„Wenn ich sagen soll, was mir neben dem Frieden wichtiger sei als alles andere, dann lautet meine Antwort ohne Wenn und Aber: Freiheit.“ Diesen Satz sagte Brandt in seiner Abschiedsrede auf dem außerordentlichen SPD-Bundesparteitag in Bonn am 14. Juni 1987, auf dem er sich nach 23 Jahren vom Parteivorsitz zurückzog.
Auch der Satz, mit dem Wolfgang Thierse am Freitag seine Rede begann, stammt ursprünglich aus dem Munde Willy Brandts. „Das ist ein schöner Tag nach einem langen Weg“, sagte er am 10. November 1989 vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin. Weniger als 24 Stunden zuvor war die Mauer gefallen und die deutsche Teilung beendet worden. „Damals ist ein Lebenstraum von Willy Brandt in Erfüllung gegangen und morgen geht ein anderer Traum endlich in Erfüllung“, schlug Thierse die Brücke in die Gegenwart und zur Eröffnung des Berliner Flughafens.
Dass der nicht zufällig den Namen Willy Brandts trägt, daran erinnerte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der – damals noch als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus – den Namensvorschlag ins Spiel gebracht hatte. „Ein Flughafen steht symbolisch für Freiheit“, erklärte er am Freitag. Und der Begriff der Freiheit sei untrennbar mit Berlin verbunden. Nicht zuletzt habe Willy Brandt dem damaligen sowjetischen Machthaber Chruschtschow auf dem Höhepunkt der Berlin-Krise „den Satz ‚Berlin bleibt frei!‘ entgegengeschleudert“.
Willy Brandt als Pendant zu Konrad Adenauer
Aus Sicht der brandenburgischen Finanzministerin Katrin Lange ist mit der Benennung des Berliner Flughafens nach Willy Brandt auch ein gewisses Gleichgewicht wiederhergestellt. So sei der Flughafen Köln-Bonn einst nach dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer benannt worden, der die Westbindung der Bundesrepublik verkörpert habe. Mit dem Willy-Brandt-Flughafen gebe es nun ein Pendant mit Blick auf die Entspannungspolitik gegenüber der Sowjetunion.
„Was kann einem Flughafen Besseres passieren als ein Namensgeber, der für Verständigung, Frieden und Freiheit steht“, fragte so auch Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag rhetorisch. Der Flughafen sei stolz auf seinen prominenten Namensgeber. „Ich wünsche mir sehr, dass der Flughafen im Alltag auch Willy-Brandt-Flughafen heißen wird“ und nicht „Flughafen Berlin“ oder gar „BER“, sagte schließlich Wolfgang Thierse. „Dass es so kommt, hängt von uns ab.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.