Aus Berlin nach Brüssel: Warum Christian Petry bei der Europawahl antritt
Seit 2014 sitzt Christian Petry im Bundestag und ist dort europapolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Nun kandidiert er für das Europaparlament. Was ihn zum Wechsel bewegt, erklärt er im Interview.
Oliver Wagner
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Christian Petry kandidiert für das Europaparlament.
Was bedeutet Europa für Sie?
Gerade im Saarland wissen wir, Europa ist nicht nur in Brüssel, sondern Europa ist hier vor Ort. Wir erleben Europa in unseren Kommunen, Nachbarschaften, Familien und Vereinen und profitieren direkt davon, wenn es in Europa weiter geht.
Ein Beispiel aus meiner Familie verdeutlicht dies: Mein Großvater besaß in seinem Leben fünf verschiedene Pässe, ohne jemals umgezogen zu sein. Doch keiner dieser Pässe war so bedeutungsvoll wie der europäische Pass, denn dieser verbindet uns über Grenzen hinweg und schafft eine Gemeinschaft, die nationale Schranken überwindet und uns alle vereint.
Was ärgert Sie am aktuellen Zustand der EU?
Für mich ist klar: Europa muss zukünftig handlungsfähiger werden. Das heißt zum einen, dass wir eine Reform der Institutionen brauchen. Ganz oben steht die Begrenzung des Einstimmigkeitsprinzips auf wenige wichtige Themen. Der Grundgedanke des Prinzips war die Beteiligung aller Länder – auch der Kleinen, doch heute dient das Prinzip Despoten zu oft als Erpressungsmittel. Eine Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen würde die EU schlagfertiger, handlungsschneller und demokratischer machen.
Wenn wir über Handlungsfähigkeit sprechen, müssen wir meines Erachtens auch über echte EU-Eigenmittel sprechen. Die EU muss finanziell unabhängiger von den nationalen Haushalten werden."
Warum wollen Sie ins Europaparlament?
Als Ortsvorsteher in meinem Heimatort und als europapolitischer Sprecher der SPD im Deutschen Bundestag setze ich mich seit vielen Jahren für saarländische Interessen auf verschiedenen Ebenen ein. Ich kenne meine Heimat gut und weiß um ihr Potenzial. Viele Herausforderungen können wir jedoch nicht allein auf nationaler Ebene bewältigen, wie das Beispiel der Transformation der saarländischen Stahlindustrie zeigt. Die bevorstehenden Transformationsprozesse sind enorm und betreffen insbesondere die Sicherung von Arbeitsplätzen. Deshalb braucht das Saarland gerade jetzt einen starken Fürsprecher im Europaparlament.
Welches Lied passt am besten zu Europa?
Als Saarländer denke ich natürlich zuerst an „Wind of Change“ von den Scorpions.
Auf welche Wahlkampfaktion sind Sie besonders stolz?
Für mich sind es nicht die einzelnen Aktionen, die den Wahlkampf ausmachen, sondern der direkte Austausch mit den Menschen vor Ort. Es ist mir besonders wichtig, über Europa ins Gespräch zu kommen und zu verdeutlichen, dass Europa nicht nur in Brüssel oder Straßburg stattfindet, sondern direkt bei uns in den Kommunen beginnt.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Zur Serie:
In loser Folge stellt der „vorwärts“ bis zur Europawahl am 9. Juni Kandidat*innen der SPD vor. Christian Petry kandidiert auf Platz 18 der SPD-Bundesliste.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo