Neun Jahre nach Utoya: Wie die Falken der Opfer rechter Gewalt gedenken
Heute vor neun Jahren ermordete ein Rechtsextremist auf der Insel Utoya 69 Menschen, die dort zu einem Sommerferienlager der Jugendorganisation (AUF) der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Norwegens zusammengekommen waren. Acht weitere Menschen starben am selben Tag bei einem Anschlag in der Innenstadt von Oslo. Nie zuvor starben bei einem Attentat eines Einzeltäters mehr Menschen als an diesem Tag in Oslo und Utoya.
Überall auf der Welt gedenken daher heute Sozialdemokrat*innen den Opfern dieses Anschlags. So auch Jusos und Falken, die in einem auf Facebook und Youtube veröffentlichten Video an das Attentat erinnern. Anschläge wie der in Utoya, das Massaker in Christchurch oder der Mord an Walter Lübcke seien Teil einer „weltweiten Kriegserklärung militanter Faschist*innen gegen alle, die in ihrem rassistischen Bild der weißen Volksgemeinschaft keinen Platz haben“, heißt es hier.
Projekt gegen rechte Gewalt
Das Video ist zugleich Teil eines Projekts, das die Falken am Mittwoch gestartet haben. Damit will der sozialistische Jugendverband zum einen an die Opfer rechter Gewalt erinnern, zum anderen deren Ursachen bekämpfen. „Wir wollen die Ursachen des neuen Faschismus besser verstehen und ein Bewusstsein dafür erzeugen, dass diese Welt für viele von uns immer noch lebensbedrohlich ist“, sagt Jana Herrmann, Bundesvorsitzende der Falken.
Das Projekt hatte der Verband schon vor den Anschlägen von Halle und Hanau geplant. Durch diese Ereignisse hat es jedoch noch einmal zusätzlich an Brisanz und Aktualität gewonnen. Bis ins kommende Jahr wollen die Falken daher Publikationen zum Thema rechte Gewalt herausgeben, innerhalb des Verbands Seminare anbieten, aber auch mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen nach außen kommunizieren.
In einem Jahr: Zelten auf Utoya
Dazu zählt eine Konferenz, die im kommenden Jahr an Christi Himmelfahrt stattfinden soll, gemeinsam mit norwegischen Partner*innen und den Jusos. Dafür sind beispielsweise ein gemeinsamer Gedenktakt und eine Pressekonferenz geplant. Zum zehnten Jahrestag des Anschlags in einem Jahr planen die Falken, selbst ein Zeltlager auf Utoya zu veranstalten, um „mit unseren Genoss*innen dort zu zelten, zu trauern und gemeinsam kämpferisch in die Zukunft zu blicken“, wie Herrmann sagt.
Denn der 22. Juli sei für die Falken ein Tag der Trauer. „Oft sind wir an diesem Tag selbst in Zeltlagern. Wir gedenken den Freund*innen und Genoss*innen, die wir verloren haben. Doch wir können bei unserer Trauer nicht stehen bleiben“, sagt Herrmann. Am Mittwochabend findet – wie jedes Mal am Jahrestag des Anschlags – eine gemeinsame Gedenkveranstaltung der Falken und der Berliner Jusos statt.
Für einen Gedenkort an den Nordischen Botschaften
Die Reden, die dort gehalten werden, sollen diesmal auch per Livestream in den sozialen Medien übertragen werden. Langfristig schwebt Herrmann noch etwas anderes vor: „Unser Wunsch wäre, dass es an den Nordischen Botschaften in Berlin ein Denkmal gibt. Denn Gedenken braucht auch Orte.“ Es gebe ein gesellschaftliches Bedürfnis nach Gedenken an die Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt, sagt sie: „Es sind häufig Fälle, die in der Öffentlichkeit vergessen werden.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo