Neue Studie: Warum die AfD unzufrieden macht
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Über die Motive, die AfD zu wählen, wird geforscht, seit es die Partei gibt. Eine neue, noch nicht veröffentlichte Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) hat nun überraschende Erkenntnisse zu Tage gefördert. Demnach sind AfD-Unterstützer*innen deutlich unzufriedener mit ihrem Leben als die Wähler*innen anderer Parteien. „Es gibt einen extrem starken Zusammenhang zwischen der persönlichen Unzufriedenheit und der Unterstützung der AfD“, sagte Steffen Huck, Direktor der Abteilung „Ökonomik des Wandels“ des WZB, bei der der Vorstellung der Ergebnisse am Freitag.
„AfD wählen macht unglücklich.“
Für die Untersuchung werden seit 2019 regelmäßig 4.000 Menschen zu ihren Einstellungen und ihrer Stimmung befragt. Den Ergebnissen wird die Befragung von 1.000 Unterstützer*innen der AfD gegenübergestellt. Während aus der ersten Gruppe im Schnitt zwei bis drei von zehn Personen ihre persönliche Situation als schlecht bewerteten, sei es in der Gruppe er AfD-Unterstützer*innen stets eine Person mehr, erklärte Hucks Stellvertreterin Maja Adena. Zudem sähen aus der AfD-Gruppe doppelt so viele Menschen ihre eigene Zukunft negativ.
„Ganz platt gesagt: AfD wählen macht unglücklich“, brachte Steffen Huck das Ergebnis der Untersuchung auf den Punkt. Wobei die WZB-Forscher*innen bisher nicht eindeutig sagen können, ob die AfD-Unterstützer*innen deshalb die Partei wählen, weil sie unzufrieden sind oder ob die Unterstützung der AfD zu Unzufriedenheit führt. „So weit sind wir noch nicht, hier eine Kausalität herzustellen“, sagte Maja Adena.
Wenig Bücher, viel Fleisch
Allerdings förderte eine Befragung rund um den Parteitag der AfD interessante Erkenntnisse zu Tage: Demnach äußerten die Befragten während des Parteitags eine größere Unzufriedenheit als davor und danach, mutmaßlich, weil sie in dieser Zeit mehr als sonst mit den Themen der AfD konfrontiert waren. „Man selektiert sich selbst in einen Kreis, in dem rhetorische Negativität herrscht“, beschrieb Steffen Huck das Phänomen, das in einer weiteren Befragung vertiefend untersucht werden soll.
Mit einem weit verbreiteten Vorurteil können die WZB-Forscher*innen dagegen aufräumen. „AfD-Wähler sind genauso gebildet und vermögend wie die Wähler anderer Parteien“, sagte Huck. Es sei ein „Klischee“, dass vor allem die Abgehängten der rechtsextremen Partei ihre Stimme gäben. Allerdings fanden die Forscher*innen heraus, dass die Unterstützung der AfD umso größer ist, je weniger Bücher sich im Haushalt befinden. Als „Kuriosität am Rande“ bezeichnete Huck die Tatsache, dass der Fleischkonsum bei AfD-Wähler*innen am höchsten sei.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.