Geschichte

Zivilisierter Kapitalismus

von Die Redaktion · 15. November 2005
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Im Antrag heißt es, dass Medien sich immer stärker an "Skandalen, Emotionen

und Personen" orientieren. Ist die unabhängige und plurale Medienlandschaft in

Gefahr?

Die Konzentration von Medienmacht kann dazu führen, dass die

Meinungsvielfalt in Deutschland eingeschränkt wird. Der Antrag wirft dieses

Problem auf, ohne natürlich schon endgültige Antworten geben zu können. Die

eine Seite ist die Medienpolitik, die solche Entwicklungen in den Blick nehmen

muss. Die andere Seite ist die der Parteiarbeit. Der alte Satz von Johannes Rau

gilt: Wo der Rundfunk versagt, muss der Mundfunk funktionieren.

Der Antrag geht auf die veränderten Bedingungen für Mitgliederparteien ein -

Stichwort "Zeitarme". Wie kann die SPD darauf reagieren?

Die SPD muss ihre Beteiligungsangebote auch auf diejenigen ausrichten, die

nicht regelmäßig an Sitzungen teilnehmen können. Der Ortsverein und die

Arbeitsgemeinschaften werden in Zukunft weiterhin wichtige Säulen der

Parteiarbeit sein, aber wir brauchen auch andere Angebote. Diese zu entwickeln

ist eine Aufgabe des neuen Führungsteams der Partei.

Als eine der zentralen Herausforderungen für die Sozialdemokratie in den

kommenden Jahre nennt der Antrag die "Zivilisierung des Kapitalismus". Wie

kann dies geschehen?

Der Antrag spricht zum einen davon, den globalen Kapitalismus zu zivilisieren -

das ist der entscheidende Punkt. Die ökonomische Globalisierung braucht

politische Rahmensetzung. Zum anderen benennt er diese Aufgabe als

Herausforderung des Jahrhunderts. Das hört sich sehr pathetisch an, meint aber,

dass Antworten nicht in wenigen Jahren gefunden und schon gar nicht

durchgesetzt werden können.

Soziale Marktwirtschaft soll als Ordnungsmodell erhalten bleiben. Welche

Anstrengungen sind dafür nötig?

Allzu oft führen wir Debatten, als ob es um eine Entscheidung zwischen

ökonomischer Prosperität oder sozialer Gerechtigkeit ginge. Dieser Gegensatz

ist falsch. Wir müssen in unserem Land die Erkenntnis wieder stärken, dass die

Existenz von Spielregeln für marktwirtschaftliches Handeln und soziale Rechte

Grundlage für wirtschaftlichen Wohlstand sind und nicht ihr Hindernis sein

müssen. Wir müssen viel mehr als in der Vergangenheit wieder in die

Fähigkeiten der Menschen investieren.

Welche Elemente sind mit einer "beschäftigungsorientierten Wirtschaftspolitik"

verbunden?

Wir brauchen eine Renaissance makroökonomischen Denkens. Aber mit der

einfachen Formel "mehr Kaufkraft" ist es nicht getan. Darum sagen wir, dass eine

beschäftigungsorientierte Finanzpolitik kombiniert werden muss mit Konzepten

der Industrie- und Dienstleistungspolitik, die die spezifischen Probleme der

Wirtschaftssektoren in den Blick nehmen. Ein High-Tech-Unternehmen braucht

andere Formen der Unterstützung als das lokale Handwerk.

Interview Karsten Wiedemann

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