Die Wahl der Amerikaner war nicht zufällig: Aus sozialdemokratischer Familie stammend, wurde er während der Weimarer Republik in der sozialdemokratischen Hochburg Bremen Mitglied der
Bürgerschaft und von 1928 bis 1933 Senator für das Wohlfahrtswesen. Die Nazidiktatur überlebte er als Landwirt. Nach der Befreiung Bremens wurde er sofort wieder politisch aktiv in der am 3. Mai
1945 von Sozialdemokraten, Linkssozialisten und Kommunisten gegründeten "Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus" (KGF). Seine Aufbauarbeit in Bremen verschaffte ihm rasch Ansehen in der
Bevölkerung. Die ersten Wahlen zur Bürgerschaft im Herbst 1946 bestätigten mit 48 Prozent die Spitzenstellung der Sozialdemokratie. Kompetenz und Ausstrahlung verschafften Wilhelm Kaisen große
Popularität. Die größten Wahlerfolge errang die SPD 1959 und 1963 mit jeweils über 54 Prozent. Durch erfolgreiche sozialdemokratische Kommunal- und Landespolitiker wurde der ,.Machtwechsel" in Bonn
1969 bereits vorbereitet.
Ähnlich wie Max Brauer in Hamburg, Ernst Reuter und Willy Brandt in Berlin sowie Georg August Zinn in Hessen erlangte Wilhelm Kaisen hohes politisches Ansehen weit über Bremens Landesgrenzen
hinaus. Als glaubwürdige Repräsentanten einer Volkspartei gewannen diese Politiker neue Wählerschichten für die SPD, ohne ihre Stammwähler zu enttäuschen.
Von Horst Heimann
Quelle: vorwärts 8/2005
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