Rechtsanwalt Marum, SPD-Mitglied seit 1904, gehörte als badischer Justizminister (1918-1919), als Fraktionsführer (1919-1928) der SPD im badischen Landtag, als Staatsrat (1919-1929) in der
badischen Regierung und als Reichstagsabgeordneter (1928-1933) in Berlin zu den einflussreichen Politikern der Weimarer Republik. Er erwarb sich Verdienste um die Durchsetzung und den Ausbau der
Demokratie und des Rechtsstaats.
Eindrucksvoll kämpfte der Verfechter der sozialen Gerechtigkeit in Wort und Tat für die Würde des Menschen und dessen Rechte bei den Verhandlungen über die Gleichstellung von Mann und Frau.
Vehement setzte sich Ludwig Marum für die Abschaffung der Todesstrafe ein. Engagiert bemühte er sich um die Vertiefung der jüdischen Integration und trat entschieden Antisemitismus und
Nationalsozialismus entgegen.
Ab dem 10. März 1933, fünf Tage nach den Reichstagswahlen, war Marum unter Bruch seiner Immunität als Reichstagsabgeordneter verhaftet und im Polizeigefängnis Karlsruhe inhaftiert. Von dort
wurde er mit den Sozialdemokraten Adam Remmele, Hermann Stenz, Gustav Heller, Erwin Sammet, Sally Grünebaum und August Furrer am 16. März in einer unwürdigen Schautour im offenen Polizeiwagen,
flankiert von SA-Männern, in das neu errichtete Konzentrationslager Kislau bei Bruchsal gebracht. Das KZ Kislau war dem badischen Innenministerium unterstellt.
Am 27. April 1933 schrieb der KZ-Häftling Marum an seine Frau: "Ich werde mir aber die Freiheit nicht erbetteln, und ich will auch nicht, dass ihr oder andere um meine Freiheit bettelt. Meine
Freiheit können sie mir nehmen, aber nicht meine Würde und meinen Stolz." In der Nacht zum 29. März 1934 wurde der 51jährige von drei Mitgliedern der Wachmannschaft erdrosselt. Der Mord wurde
offiziell als Selbstmord ausgelegt.
Am 3. April 1934 fand in Karlsruhe eine Trauerfeier statt, zu der trotz massiver Drohungen etwa 3000 Menschen kamen. Marums Tochter Eva Brigitte, Jahrgang 1919, wurde im März 1943 nach
Sobibor deportiert und dort vergast. Seine Ehefrau Johanna und die beiden anderen Kinder konnten ins Ausland fliehen. Zu Marums Ehren vergibt die Karlsruher SPD seit 1988 den Ludwig-Marum-Preis.
Anton Maegerle
Auf Initiative des Forums Ludwig Marum e.V., das sich die Erinnerung an den 1934 ermordeten Reichstagsabgeordneten, seine Ziele und sein Wirken zur Aufgabe gemacht hat, haben Studierende der
Universität Karlsruhe (TH) im Rahmen der "berufsorientierten Zusatzqualifikation" im Landesarchiv Baden-Württemberg - Generallandesarchiv Karlsruhe - eine
Ausstellung erarbeitet.
Die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Fotos liegen beim Landesarchiv Baden-Württemberg
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