Tagebuch eines jungen Delegierten: Ein Stück Historie (16.11.2005)
Am letzten Tag des Karlsruher Bundesparteitags hat der Himmel sich bezogen. Aufgrund des schlechten Wetters staut der Verkehr sich und ein Teil unserer Delegation, so auch ich, erreicht die
Plätze erst kurz vor Eröffnung der Beratungen. In der Veranstaltungshalle sitzen die Genossinnen und Genossen, um die letzten Anträge zu beraten. Nach drei Tagen von inhaltlichen Diskussionen und
Personalentscheidungen freuen sich die meisten trotz Zufriedenheit mit dem Verlauf des Parteitags auf die Rückfahrt in den Heimatlandesverband bzw. -bezirk.
"Ruhige Delegiertentätigkeit"
Was bleibt ist das Bewusstsein an einem Stück Historie beteiligt zu sein. Als ich 2004 von unserem Bezirk als Delegierter zum Bundesparteitag bestimmt wurde, nahm mich anschließend einer
unserer Geschäftsführer zur Seite. Wir scherzten über die hohe Belastung meines Vorgängers durch die Parteitage vor der Bundestagswahl und zur Agenda 2010 in der für die SPD stürmischen Zeit von
2002 bis 2004. Wir vermuteten, meine Tätigkeit würde ruhiger werden. Statt dessen fiel mein Delegiertenmandat in eine Phase, die für die SPD zumindest so turbulent war wie die vorangegangenen zwei
Jahre. Zunächst der Wahlparteitag vor der Bundestagswahl in Berlin, nun der Beschluss über die Beteiligung der SPD an einer Großen Koalition im Bund und die Wahl einer neuen Führungsspitze für die
nächsten Jahre. Die vorgesehene Grundsatzprogrammdebatte werde ich nun nicht als Delegierter begleiten. Dafür habe ich über ein Wahlmanifest sowie die Beteiligung an der Bundesregierung entscheiden
dürfen. Der Ablauf des Bundesparteitags war gut vorstrukturiert und organisiert. Die Antragsberatungen mit der Delegation und auch die Personalwahlen gelangen im Zeitplan. Nun kehren die
Delegierten in ihre Landesverbände, Unterbezirke und Ortsvereine zurück. In den nächsten Tagen werden sie den Genossinnen und Genossen vom Verlauf des Parteitags berichten. Den Aufbruch aus
Karlsruhe zu transportieren und vor Ort den inhaltlichen Diskussions- und Erneuerungsprozess zu beginnen ist dabei ihre Aufgabe.