Geschichte

Spanienkämpfer, Nazi-Gegner und kosmopolitischer Sozialist

von Die Redaktion · 31. August 2006
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Er kannte tout le monde der westeuropäischen Sozialisten und war selber eher ein spanischer oder italienischer Sozialist. Er verstand sich als ein sich deutlich von den Kommunisten abgrenzender linker Intellektueller. Deshalb war ihm das Godesberger Programm zu wenig links, und seine Stimme fand sich auf dem Programmparteitag 1959 unter den 16 Gegenstimmen.

Von Rolf Reventlow ist die Rede. Am 1. September 1897 kam er als unehelicher Sohn der lebenslustigen Gräfin Franziska zu Reventlow aus Husum in München-Schwabing auf die Welt. Seine Schulbildung wies Lücken auf, seine Ausbildung als Fotograf war unstet, als bayerischer Rekrut desertierte er. In den 20er Jahren schien er fast bürgerlich zu werden, als Sekretär des Zentralverbandes der Angestellten in Heidelberg und Redakteur der Breslauer Volkswacht.

Dann musste er 1933 als scharfer Gegner der Nazis ins Exil. Das führte ihn im Herbst 1936 in den Spanischen Bürgerkrieg. Zuerst als Hauptmann, dann Major wirkte er als Adjutant des österreichischen Sozialdemokraten und militärischen Beraters der republikanischen Regierung Julius Deutsch und später direkt an der Front. Die Jahre ab 1939, nach der Flucht nach Algier, waren harte Jahre, und er sprach später wenig und ungern über sie. Wie so mancher Sozialdemokrat, der nicht gleich 1945/46 zurückkehren konnte, fand auch er zunächst keinen Ankerplatz in der Bundesrepublik, bis ihn Waldemar von Knoeringen, auch ein Exilant, 1953 nach München holte. Hier gibt es noch heute Sozialdemokraten, Frauen wie Männer, die sich dankbar an ihn erinnern, weil er sie weise und behutsam auf den rechten Weg, der kein rechter war, führte. Wahrlich ein buntes sozialdemokratisches Leben. Rolf Reventlow starb am 12. Januar 1981.

Von Helga Grebing aus vorwärts 9/2006

Wer mehr über ihn und andere Deutsche im Spanischen Bürgerkrieg erfahren will, der sei verwiesen auf: Florian Legner (Hg), !Solidaridad! Berlin (vorwärts buch) 2006.

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