Pauline Staegemann gründete die erste Vereinigung der Sozialdemokratinnen
Pauline Staegemann, deren Todestag sich am 5. September zum 95. Mal jährte, kannte die Sorgen und Nöte der Frauen. Als junges Mädchen arbeitete sie als Dienstmädchen. Nach dem Tode ihres
Mannes, eines Maurers, brachte sie sich und ihre vier Kinder mit dem Betrieb eines Gemüseladens durch. Hier trafen sich in Lohn- oder Heimarbeit tätige Arbeiterfrauen. Gerade während der
wirtschaftlichen Depression um 1873 mussten diese für den wirtschaftlichen Erhalt der Familie ebenso aufkommen wie ihre Männer. Doch sie arbeiteten in ungesicherten Verhältnissen für weniger Lohn.
Deshalb setzte sich der Berliner Arbeiterfrauen- und Mädchenverein in einer an den Reichskanzler gerichteten Resolution z.B. für die Arbeiterinnen in Wäsche- und Konfektionsfabriken ein. Diese
mussten ihren Nähfaden zu stark überhöhten Preisen vom Arbeitgeber kaufen. 1878 wurden die Ergebnisse der daraufhin vom Reichskanzler veranlassten Untersuchung dem Reichstag vorgelegt. Zu einer
Änderung im Interesse der Arbeiterinnen führte dies allerdings erst im Verein mit dem Konfektionsarbeiterinnenstreik im Frühjahr 1896. Fortan hatten sich die Arbeitgeber an die ortsüblichen Preise
zu halten. Pauline Staegemann war ihrem Ziel, die Gesellschaft umzukrempeln, um die Lage der Frauen zu verbessern, ein wenig näher gekommen.
Wer ihre Vorbilder sind, wurde die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach einmal gefragt. Sie nannte Pauline Staegemann, ihre Urgroßmutter.
Den ersten Pauline-Staegemann-Preis der brandenburgischen ASF erhielt im August 2004 die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Gesine Schwan, für ihr sozialdemokratisches und
frauenpolitisches Engagement.
Von Dorle Gelbhaar
Quelle: vorwaerts 10/2004