Geschichte

Mit wehenden Fahnen in den Untergang

von Eric Gutglück · 7. August 2014
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Die Stiftung „Topographie des Terrors“ zeigt in Berlin eine ausführliche und bemerkenswerte Ausstellung zum Warschauer Aufstand im Spätsommer 1944. Anlässlich des 70. Jahrestages dieser Revolte soll an die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen erinnert werden.

Tafeln mit den Aufschriften „Kampf um die Freiheit“ oder „Aufständische Republik“ erzählen in deutscher und englischer Sprache chronologisch die Geschichte Warschaus im 20. Jahrhundert. Von einer blühenden Metropole über die NS-Besetzung, den Aufstand bis hin zur Befreiung durch die Rote Armee wird die Entwicklung der polnischen Hauptstadt skizziert. Dabei werden unter anderem auch die recht einfache Ausrüstung und Bewaffnung der Aufständischen gezeigt.

Audioquellen untermalen das dem Zuschauer entstehende Bild der Stadtgeschichte, dazu kommen multimediale und interaktive Elemente. Ergänzend dazu wird ein kurzer Film mit dem Titel „Stadt der Ruinen“ gezeigt, der mit computeranimierten Luftaufnahmen Warschaus nach der Befreiung durch die Rote Armee das Ausmaß der Zerstörung zeigt. Von 1,3 Millionen Einwohnern vor Kriegsbeginn und 900 000 Verbliebenen zu Beginn der Revolte blieben nach der Befreiung gerade einmal rund 1000 Menschen übrig. Zirka 170 000 polnische Soldaten und Zivilisten kamen allein während des Aufstandes ums Leben, Unzählige flohen aus der Stadt oder wurden vertrieben.

Zwei Monate des Widerstands

Der Warschauer Aufstand vom 1. August 1944 richtete sich gegen die Besatzung der Stadt durch die Nationalsozialisten. Obwohl Nahrung und Munition nur für wenige Tage reichten, mussten die polnischen Aufständischen erst nach 63 Tagen kapitulieren. Vergeblich warteten die Bewohner auf die Unterstützung durch die Rote Armee, welche vom anderen Ufer der Weichsel keinen Interventionsversuch unternahm.

„Jeder Bewohner ist zu töten, es ist verboten, Gefangene zu machen. Warschau soll dem Erdboden gleichgemacht werden, um auf diese Weise ein abschreckendes Beispiel für ganz Europa zu statuieren.“ Mit diesem Befehl Hitlers direkt nach Bekanntwerden des Aufstandes wird die dramatische Lage Warschaus und ihrer Bewohner zur Zeit der Besetzung deutlich.

Eine deutsch-polnische Koproduktion

Die Dokumentation des Warschauer Aufstands findet auf dem Gelände des ehemaligen Staatspolizeiamtes, der Reichsführung-SS und dem Reichssicherheitshauptamt statt. Von diesem Ort aus gaben die Befehlshaber die Anweisungen zur Vernichtung Warschaus. Eröffnet wurde die Ausstellung von Bundespräsident Joachim Gauck und seinem polnischen Amtskollegen Bronisław Komorowski. Beide haben die gemeinsame Schirmherrschaft. Sie betonten in ihren Reden die heutige deutsch-polnische Freundschaft und wie wichtig es sei, die Schrecken der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober 2014 geöffnet, der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen auf der Internetseite der Stiftung Topographie des Terrors.

Autor*in
Eric Gutglück

studiert Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Er war Praktikant beim vorwärts.

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