Die Festveranstaltung zur Wiedereröffnung des Forums Willy Brandt Berlin ehrt den Politiker Willy Brandt- als einen Wegbereiter der deutschen Einheit und unermüdlichen Streiter für Europa.
Die Stille kommt von ganz alleine. Alles blickt auf die Leinwand. Auf die Bilder von Willy Brandt. Mehr noch, man hört gespannt zu. Die Stimme des verstorbenen Altbundeskanzlers und SPD-Vorsitzenden hallt durch den Raum. Berühmte Redeausschnitte, meist bekannt, fesseln einen neu. Spätestens jetzt ist klar, dass man sich in einer Kirche befindet, dem Französischen Dom in Berlin. Zum Schluss ein Bild der Berliner Mauer und des Brandenburger Tors, unterlegt mit der tiefen, ergreifenden Stimme Brandts: „Berlin wird leben und die Mauer fallen.“ Spontaner Beifall der Zuhörer brandet auf, unter ihnen, neben zwei Kindern Brandts, auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Egon Bahr.
Politikerleben
Die Ausstellung Unter den Linden hält die Erinnerung an Willy Brandt wach. Sie ist kompakt, modern und interaktiv. In fünf Modulen wird der Besucher durch Brandts Jugend, Exil, Rückkehr, Regierungsarbeit und seinen Kampf für Europa geführt. Es gelingt die Balance zwischen historischer Information, politischen Schwerpunkten und privaten Blickwinkeln. Die Ausstellung schafft es, dass man über Willy Brandt nachdenkt, und somit auch über Politik, Staat, Gesellschaft. Nicht das Schlechteste. „Willy Brandt-Politikerleben“ ist kostenfrei und ganzjährig geöffnet. Die Führungen durch die Ausstellung sind wärmstens zu empfehlen.
Kämpfer für die Einheit
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hebt seinen Vorgänger im Amt des Berliner Rathauschefs als „Kämpfer für die deutsche Einheit“ hervor. Wie kein anderer Politiker habe er den Menschen Hoffnung gegeben, dass die Teilung, unter der sie litten, eines Tages beendet sei. „Der Tag wird kommen, an dem das Brandenburger Tor nicht mehr an der Grenze liegt!“, zitiert Wowereit Willy Brandt aus dem Jahre 1959. Dafür sei Brandt nicht von allen geliebt worden. Für seine Ostpolitik sei er und Mitstreiter wie Egon Bahr verleumdet worden. Selbst Brandts Privatleben sei in die politische Arena gezerrt worden. Brandt sei niemand gewesen, der Beliebtheit um jeden Preis gesuchte hätte. Es sei ihm um die Sache gegangen. Große Veränderungen gewollt, die notwendig gewesen seien, wenn auch nicht beliebt.
Überzeugter Europäer
Brandt sei Europäer in Wort und Tat gewesen. „Es gilt jetzt neu zusammenzuwachsen, den Kopf klar zu behalten, und das so gut wie möglich zu tun, was unseren deutschen Interessen ebenso entspricht wie unserer Pflicht gegenüber unserem europäischen Kontinent“, rezitiert Wowereit aus einer Regierungserklärung Brandts. Der Regierende Bürgermeister fordert ein soziales Europa, das Chancen und Möglichkeiten biete, den Menschen wieder in den Mittelpunkt stelle, um so dem Erbe Willy Brandts gerecht zu werden. Nur ein solidarisches Europa könne Verarmung und Rückfall in gefährliche Nationalismen verhindern.
Historische Information und politische Diskussion
Die Ausstellung „Willy Brandt-Politikerleben“ im Forum der Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung, einer Stiftung des Deutschen Bundestages, dient der Erinnerung an den großen Sozialdemokraten Willy Brandt. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse erinnert an den „Weltbürger Brandt“. Willy Brandts Lebensweg und Geschichte seien untrennbar mit der deutschen und europäischen Geschichte des 20.Jahrhunderts verbunden. Eben diese Geschichte habe Willy Brandt maßgeblich geprägt. Die Zielsetzung der Ausstellung „Politikerleben“ sei es, „historische Information und politische Diskussion“ im Sinne Willy Brandts anzuregen.
Staatsminister für Kultur Bernd Neumann nimmt den Faden auf und spricht von der „Erinnerung an einen großen Staatsmann“, der „weit über Parteigrenzen“ größte Anerkennung widerfahren habe.
Laut Minister unterstützt der Bund die Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung äußerst stark. Mittel, die Neumann aber gerne bereitstellt , da „ sein Lebensweg(Brandt) zeigt, dass Demokratie verteidigt werden muss“.