Geschichte

Jakob Altmaier

von Die Redaktion · 8. Dezember 2005
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So war es selbstverständlich, dass sie bis 1965 stets zu den aktiven Befürwortern der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zählte. Mit ihren intensiven Beziehungen zur israelischen Arbeiterbewegung ebnete die deutsche Sozialdemokratie der Bundesregierung den Weg zur Herstellung formeller zwischenstaatlicher Kontakte. An den Verhandlungen 1965 war sie jedoch nicht direkt beteiligt.

Zu den Sozialdemokraten, die wichtige Beiträge zur Annäherung beider Länder nach 1945 geleistet haben, zählt der jüdische SPD-Bundestagsabgeordnete Jakob Altmaier. Er stellte 1951 für Bundeskanzler Konrad Adenauer die ersten Kontakte zur israelischen Regierung her und übernahm während der Wiedergutmachungsverhandlungen 1951/1952 wichtige Vermittlerdienste. Adenauer schätzte die Verbindungen Altmaiers zu jüdischen und israelischen Kreisen. Außerdem sicherte er sich so die notwendige Unterstützung der SPD im Bundestag, die ihm große Teile der eigenen Fraktion verwehrt hatten.

1889 in Flörsheim geboren, trat Altmaier 1913 der SPD bei. Im November 1918 nahm er aktiv an der Revolution in Frankfurt/Main teil und wurde in der Weimarer Republik ein renommierter Journalist. Er schrieb für internationale und nationale Zeitungen, für den Sozialdemokratischen Pressedienst und den "Vorwärts". 1933 aus Deutschland geflohen, lebte und arbeitete er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Frankreich, England, Jugoslawien und Ägypten.

Obwohl die Nazis viele seiner Familienangehörigen ermordet hatten, kehrte er 1949 nach Deutschland zurück und wurde in den Bundestag gewählt. Er vertrat die SPD als Delegierter in der Beratenden Versammlung des Europarates. Dort setzte er sich für die deutsch-französische Verständigung und die Verbreitung der europäischen Idee auf der Ebene der Städte und Gemeinden ein. Altmeier starb 1963 in seinem Bundestagsbüro.

CM

Literatur: Christoph Moß, Jakob Altmaier. Ein jüdischer Sozialdemokrat in Deutschland (1899-1963), Köln 2003

Quelle: vorwärts 5/2005

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