Geschichte

Im Herzen Berlins: Neue Ausstellung über Willy Brandt

Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit öffnet an diesem Freitag eine neue Ausstellung über Willy Brandt ihre Türen. Im „Forum Willy Brandt“ in der Mitte Berlins gibt es neben historischen Rückblicken auch erstaunlich Aktuelles zu sehen.
von Kai Doering · 30. September 2021
Neu eröffnet: Im Forum Willy Brandt in Berlin lädt eine neue Dauerausstellung dazu ein, sich über Leben und Wirken des Ex-Kanzlers zu informieren.
Neu eröffnet: Im Forum Willy Brandt in Berlin lädt eine neue Dauerausstellung dazu ein, sich über Leben und Wirken des Ex-Kanzlers zu informieren.

Der Schreibtisch steht da als wäre Willy Brandt nur mal eben kurz rausgegangen. Zumindest fast. Die Briefe – darunter eine Antwort auf ein Schreiben des US-Präsidenten John F. Kennedy – liegen nämlich unter einer Glasscheibe geschützt. Sie sind wie der Tisch selbst Originale. Lange stand das wuchtige Möbelstück bei Nachbarn der Familie Brandt bis sie es der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung überließen. Nun begrüßt der Schreibtisch die Besucher*innen der neuen Dauerausstellung im „Forum Willy Brandt“ in Berlin-Mitte, die am Freitag ihre Türen öffnet.

Nach drei Monaten Umbauzeit feiert das Forum Willy Brandt Berlin damit seine Wiedereröffnung. Bereits am Mittwoch schnitt der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, symbolisch ein rotes Band am Eingang in der Berliner Behrenstraße durch.

Original-Exponate, Fotos und Zitate

Anhang von vier Stationen – Jugend in Lübeck, Exil in Skandinavien, Regierungsverantwortung in Bonn und Globales Engagement – zeigt die Ausstellung schlaglichtartig die wichtigsten Ereignisse und Stationen im Leben des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters, Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt. Im Mittelpunkt stehen dabei stets Gegenstände aus dem Leben Brandts, etwa sein Norwegischer Pass, sein Abgeordnetenausweis oder die Nobelpreisurkunde. Daneben lebt die Ausstellung von großflächigen Fotos und Zitaten Brandts.

„Wir wollen einen persönlichen Bezug herstellen“, erklärt die Kuratorin der Ausstellung, Julia Hornig. Von einem Politiker bleibe vor allem das gesprochene Wort. Daher fänden sich in der Schau viele Zitate. Die Texte sind insgesamt eher kurz gehalten. „Wir wollen, dass die Menschen sich selbst Gedanken machen“, sagt Hornig, „und das Gesehene gerne zuhause auf dem Sofa vertiefen“.

Neben dem biografischen Brandt finden sich in der kleinen Ausstellung deshalb auch viele aktuelle Bezüge. Auf rollbaren Panels werden die Themen Europa, Umweltschutz und Demokratie ausgehend vom Wirken des Ex-Kanzlers in die Gegenwart geholt. Die Aussagen Brandts zum Zustand der EU (die damals noch EWG hieß) oder der Bedeutung des Umweltschutzes muten zum Teil erschreckend aktuell an.

Ab 2025 am neuen Platz

„Ich wünsche mir, dass es bald wieder richtig losgeht“, sagte der Geschäftsführer der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Wolfram Hoppenstedt, bei der offiziellen Ausstellungseröffnung am Mittwoch. Von Schulklassen lägen bereits zahlreiche Anmeldungen vor. Ab dem kommenden Jahr sollen auch wieder Besuchsfahrten über den Bundestag im Willy Brandt Forum Halt machen. Bis dahin können sich aber erstmal Einzelbesucher*innen die Ausstellung über den früheren Bundeskanzler in Ruhe ansehen. Und 2025 soll das Willy Brandt Forum dann auch seinen neuen Platz im gerade entstehenden Elisabeth-Selbert-Haus des Bundestags bekommen.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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