Geschichte

Hitlers Aufstieg: Warum SPD und KPD den Faschismus nicht gemeinsam bekämpften

Ein Grund für den Erfolg Hitlers und der NSDAP liegt in der Uneinigkeit linker Kräfte in der Weimarer Republik. Vor allem KPD und SPD bekämpften sich. Hätten sie Hitler gemeinsam stoppen können?

von Detlef Lehnert · 22. Januar 2024
Gegner statt zusammen gegen den gemeinsamen Feind: SPD und KPD konnten sich nicht dazu durchringen, gemeinsam gegen Hitler zu kämpfen.
Gegner statt zusammen gegen den gemeinsamen Feind: SPD und KPD konnten sich nicht dazu durchringen, gemeinsam gegen Hitler zu kämpfen.

Am 19. Juni 1932 erschien im „Vorwärts“ der SPD ein Leitartikel des Chefredakteurs Friedrich Stampfer mit dem Titel: „Einheitsfront! Ein Ziel – aber wo ist der Weg?“ Der Autor ließ keinen Zweifel, „daß uns der Kampf gegen rechts alles ist“; doch es sei unter anderem der Eindruck „einer kommunistisch-nationalsozialistischen Einheitsfront im Preußischen Landtag“ hinderlich. „Der Feind steht vor den Toren“, wurde in dieser Wortmeldung die Abwehrstellung „gegen das Hitler-Papen-System“ dramatisch zugespitzt. Deshalb müssten „wir Sozialdemokraten die Abwehr kommunistischer Angriffe auf das Notwendige beschränken“, sodass „mit dem Einsatz aller Kräfte der Kampf gegen den Faschismus geführt wird“; denn nur so „wächst die proletarische Einheitsfront!“

Eindringliche Warnung vor Hitler

Als indirekte Antwort darauf beschloss das Zentralkomitee der KPD am 20. Juni eine Erklärung, die am Folgetag in deren Zentralorgan „Die Rote Fahne“ veröffentlicht wurde. Sie attackierte die „faschistische Papen-Regierung“ scharf, bekundete jedoch keine Bereitschaft zur Konzentration auf die Einheitsfront gegen rechts: „Die Kommunisten denken nicht daran, ihren Kampf gegen die SPD und das Zentrum, ihren Kampf gegen die Braun-Severing-Regierung auch nur im mindesten abzuschwächen.“ In solcher Kampfstellung gegenüber einer demokratischen Regierung hatte sich die KPD im Vorjahr sogar dem von einer vereinigten Rechten initiierten (erfolglosen) Volksentscheid zur Auflösung des Preußischen Landtags hinzugesellt. Der SPD-Parteivorstand reagierte auf KPD-Proklamationen mit einen im „Vorwärts“ am 29. Juni 1932 abgedruckten Rundschreiben und dortiger Einschätzung, „daß die sogenannte antifaschistische Aktion dieser Kreise in Wirklichkeit gar nichts anderes als eine antisozialdemokratische Aktion ist“. Hingegen sei man selbst bereit, „zunächst einmal die gegenseitige Bekämpfung einzustellen“.

Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) hatte in einem Offenen Brief „an die Kommunisten“ im „Vorwärts“ vom 9. März 1932 anlässlich der Reichspräsidentenwahl die Bedrohung drastisch benannt: „Der Staat Hitlers zerschlägt die Gewerkschaften …, vernichtet das Versammlungsleben und die unabhängige Presse vollständig“, ebenso das „freie, gleiche Wahlrecht“ und vieles mehr – unter den „blutigen Drohungen“ gerade auch der „SA-Truppen“. Für solche klarsichtigen Warnungen gab es aber dieses Problem: Mit der am 27. Februar vom SPD-Parteivorstand im „Vorwärts“ ausgegebenen Parole „Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!“ wurde das Fehlen einer Mindestloyalität beim Zweitgenannten gegenüber den ihn Wählenden verkannt.

In unmittelbarer Reaktion auf die „Papen-Regierung, Reichstagsauflösung, Aufhebung des SA-Verbots und drohendes Verbot der KPD“ hatte diese ein Rundschreiben vom 4. Juni 1932 verbreitet, das teilweise verschwörungstheoretisch klang: „Die SPD wird vom Finanzkapital weiterhin als die Hauptstütze der Bourgeoisie eingesetzt.“ Die Konsequenz daraus lautete zur Orientierung der KPD-Propaganda: „Hauptstoß in der Arbeiterklasse muß gegen die Sozialdemokratie geführt werden. … Gegenüber der SPD gilt es vor allem ihre Rolle als Wegbereiterin der heutigen Junker- und Generalsherrschaft und des Hitlerfaschismus herauszuarbeiten.“

Der Juni wird zum Monat der Entscheidung

Der Juni 1932 ist für das behandelte Thema von eigener Bedeutung, weil er im Übergangsbereich zweier Entwicklungsphasen siedelte. Mit dem preußischen Kabinett unter Ministerpräsident Otto Braun und den ausschlaggebenden Stimmen für eine Wiederwahl Hindenburgs gegen Hitler glaubte die SPD im Frühjahr 1932 noch politischen Einfluss ausüben zu können, für den Verbindungen zur KPD nur belastend erschienen. Die Landtagswahl in Preußen, mit dort über 60 Prozent der Bevölkerung Deutschlands von besonderem Gewicht, brachte jedoch am 24. April 1932 einen Mandatszuwachs der NSDAP von 8 auf 162 (von 423).

Anders als im 1930 gewählten Reichstag gab es nun keine Mehrheitsbildung ohne NSDAP oder KPD (57) mehr. Die hinter der SPD (94) drittstärkste Zentrumspartei (67) wollte keinesfalls mit der KPD und dann eher noch mit der NSDAP kooperieren. Mit der am 4. Juni erfolgten Reichstagsauflösung seitens der Papen-Regierung drohte auch für das gesamtstaatliche Parlament die gleiche Blockadesituation. Erst recht geriet nach dem „Preußenschlag“ vom 20. Juli nun auch die SPD ins machtpolitische Abseits: ohne ihre preußische „Bastion“ und nach dem NSDAP-Wahlerfolg vom 31. Juli (37,3 Prozent) ohne eigenes Gewicht für Mehrheitsbildungen.

Die NSDAP wird unterschätzt

Aus der Sicht von Entscheidungsgremien der SPD galt zur Abwehr einer NS-Diktatur weitere Defensive in der Ära des Zentrumskanzlers Brüning bis April/Mai 1932 noch als halbwegs aussichtsreich. Dann mochte es zu früh erscheinen, das Wagnis der „Einheitsfront“ mit einer KPD einzugehen, die sich ohnehin nicht kooperationsbereit gebärdete. Nach der gravierenden Machtverschiebung der zweiten Julihälfte war es aber nach dem Urteil der gleichen SPD-Führung um Otto Wels bereits zu spät, um sich mit einem Generalstreik oder gewaltsam der autoritären Entwicklung zu widersetzen. Dass nunmehr unter Papen die Zerstörung der Weimarer Legalität forciert wurde, dokumentiert auch die Schlagzeile des SPD-Zentralorgans vom 2. Juli: „‘Vorwärts‘ wird verboten!“, was zuletzt der Rechtsputsch 1920 „durch die Regierung Kapp“ bewirkt hatte.

Doch zum Wiedererscheinen am 9. Juli lieferte Reichstagspräsident Löbe ein selbstbewusstes Grußwort: „Jede Repressalie, jedes Verbot vermehrt unsere Anhänger, unsere Mitkämpfer und unsere Leser“. Auch sonst wurde häufig an das unbeschädigte bis gestärkte Überleben aller Repressionszeiten erinnert: vom Sozialistengesetz unter Bismarck über die mit Pressezensur und -verboten einhergehenden Weltkriegsjahre unter Wilhelm II. bis zur Abwehr der Kapp-Putschisten durch einen Generalstreik.

So wohltuend solches für das historische Gedächtnis einer seit Generationen bestehenden SPD als Solidargemeinschaft auch wirken mochte, trug es doch zur Unterschätzung der existenzielleren Bedrohung durch Hitlers NSDAP bei. Die forciertere Repression gegenüber der KPD lässt sich am Rückgang der erschienenen „Rote Fahne“-Ausgaben ablesen: Waren es 1930 noch 299, fiel deren Anzahl 1931 auf 241 und 1932 auf 229, davon nur 86 in der zweiten Jahreshälfte; in jener war also bereits eine zweite Stufe des Abdrängens in die Illegalität erreicht.

Sozialfaschismusthese und Gewerkschaftsspaltung

Als ideologischer Hintergrund von Unversöhnlichkeit der KPD gegenüber der SPD auch noch in der Gefahrenlage des Jahres 1932 kann die schon Jahre zuvor von der Moskauer Zentrale ausgehende „Sozialfaschismusthese“ gelten. In der Silvesternummer 1931 der „Roten Fahne“ wurde als Leitartikelmotto und mit weiteren Stichworten als Oberhaupt des Weltkommunismus Stalin zitiert: „Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus“, beide seien „nicht Antipoden, sondern Zwillinge“. Die Redaktion fügte hinzu: „Wie die bürgerlichen Parteien sich zur Rettung des Kapitalismus faschisierten, … so entwickelte sich die Sozialdemokratie zur Partei des Sozialfaschismus.“ Die verbal auch nicht zimperliche SPD hat sich damit revanchiert, dass gegenüber NSDAP und KPD – im „Vorwärts“ seit 1930 auffindbar – von „Nazis und Kozis“ als jeweiligen politischen Gegnern die Rede war.

Es ging aber nicht allein um die im Rundschreiben der KPD vom 17. September 1932 wiederholte Parole, „gegen die Aufrichtung der faschistischen Diktatur den Hauptstoß gegen die SPD als die soziale Hauptstütze im Lager der Arbeiterklasse“ zu führen. Ebenso war die „Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition“ (RGO) der KPD ein Hindernis möglicher „Einheitsfront“-Politik. Eine im „Vorwärts“ vom 22. Juni gedruckte Erklärung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes wollte „die freien Gewerkschaften als Träger des Einheitsgedankens“ sehen und forderte von der KPD den „Verzicht auf böswillige Verunglimpfung der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie“. Ohne die Freien Gewerkschaften, in denen SPD und USPD zur Abwehr des Kapp-Putsches über ihre Differenzen hinweg kooperiert hatten, war erfolgversprechender Widerstand gegen die autoritäre Tendenz des Jahres 1932 nicht möglich. Die spalterische RGO-Politik der KPD war insofern ein größeres Hemmnis jeder „Einheitsfront“ als ohnehin die Propagandasprache in der „Roten Fahne“ und anderen Publikationen.

Wie der blutig niedergeschlagene Wiener Februaraufstand 1934 zeigte, konnte auch eine dort sozialdemokratisch geeinte Arbeiterbewegung der bewaffneten Macht eines autoritären Regimes unterliegen. Vermutlich hat es nach dem April 1932, mit der Wiederwahl Hindenburgs und der Machtverschiebung in Preußen, keine Chance mehr auf eine Rückkehr zu parlamentarisch-demokratischen Verhältnissen gegeben. Möglicherweise hätte sich aus einer Offensiv- statt Defensivstrategie, mit einer Kampfkandidatur gegen Hitler oder auch noch Widerstand gegen den „Preußenschlag“, im Eingreifen der um General Kurt von Schleicher gruppierten Reichswehr ein autoritäres Regime etabliert; von diesem wäre vielleicht die Macht letztlich nicht auf den unkalkulierbaren Hitler übertragen worden. Aber wer von der SPD oder KPD sollte ein solches Regime für erträglich halten, solange beide sich jeweils zutrauten, die NSDAP auch ohne solche Umwege an der von ihr erstrebten Diktatur zu hindern?

Herbstberatungen und -strategien 1932

Auf einer Sitzung von Führungsgremien der SPD am 10. November sprach Otto Wels vom Streik bei der Berliner Verkehrs-Gesellschaft als das „nationalsozialistisch-kommunistische Wahlmanöver“; er traf in solcher Wortreihung etwas Richtiges: Die RGO verhielt sich zwar mit einem – nach Verfehlen der gemäß Gewerkschaftsstatut erforderlichen Dreiviertelmehrheit in einer Urabstimmung – „wilden“ Lohnkampf nicht untypisch für die KPD-Hochburg Berlin. Aber wesentlich nur ein Wahlmanöver war auf Betreiben des NSDAP-Propagandachefs Joseph Goebbels mit seinem Berliner Parteiblatt „Der Angriff“ ein solcher Versuch, so auch Betriebsarbeiter von der SPD und einer KPD abzuwerben, deren Anhängerschaft inzwischen ganz überwiegend durch Arbeitslose wuchs.

Das Anschwellen der KPD-Stimmen ließ auf jener Novembersitzung auch von der USPD zur SPD gekommene Spitzenpolitiker wie Hilferding als Ex-Finanzminister und den nachstehend zitierten Rudolf Breitscheid im Vorsitz der Reichstagsfraktion die Abgrenzungslinien schärfer markieren: „Hilferding hat schon angedeutet, daß wir uns auf den schärfsten Kampf gegen die Kommunisten einzustellen haben. Wir müssen den Gegensatz von Demokratie und Diktatur stärker herausarbeiten. … Wir müssen uns selbst von der Notwendigkeit der Weimarer Verfassung durchdringen lassen und draußen immer wieder auseinandersetzen, was Demokratie auch sozial für eine Bedeutung hat.“

Das fiel nach dem Wahlerfolg der SPD 1928 (30 Prozent statt inzwischen nur 20 Prozent) im Zeichen relativer Stabilisierung der ökonomischen und politischen Lage allerdings leichter als im seit 1923 heftigsten Krisenjahr 1932. Marie Juchacz als in der Weimarer Republik wohl namhafteste Sozialdemokratin riet gegen Ende der Debatte den Gewerkschaften und der Partei davon ab, „durch die Förderung Schleicherscher Pläne dafür zu sorgen, daß die kapitalistische Wirtschaftsform sich mit Hilfe der daraus entstehenden Arbeitsmöglichkeiten stabilisieren kann“. Dies meinte autoritäre Formen ähnlich der bei Militärführern wie Schleicher wohl noch immer vorbildhaften Kriegswirtschaft.

Internationale Entspannung?

Auf der erwähnten Novembersitzung der SPD klang beim eingangs zitierten Vorwärts-Chefredakteur Stampfer ein Dilemma an: Seiner Überzeugung nach sollten die Sozialdemokraten „eine Gelegenheit suchen“, um „langsam zu einer Einheitsfront überzugehen“. Es müsse sich aber um „die Einheitsfront der Gegenwart zur Verteidigung der Demokratie“ handeln. Doch erst Anfang 1936 konnte in Frankreich unter dem Sozialisten Léon Blum, mit Beteiligung von Kommunisten wie auch Linksliberalen, eine „Volksfront“-Regierung gebildet werden. Dem ging nicht allein die bedrohliche Etablierung des Hitler-Regimes voraus, sondern auch der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale des Vorjahrs mit dem Abschied von der „Sozialfaschismusthese“. Der zuvor neben Wels „linkere“ Mit-Vorsitzende der SPD, Arthur Crispien, erwiderte direkt auf Stampfer: „Wir können die Einheitsfrage in Deutschland nicht lösen mit den Kommunisten. Sie kann nur international gelöst werden zwischen den Internationalen“; aber nach dem Stimmenzuwachs der KPD „wird in Moskau weniger denn je eine Neigung bestehen, mit den Sozialdemokraten zu paktieren“.

Dass ein politisch-strategisch überforderter KPD-Vorsitzender wie Ernst Thälmann nicht als passender Ansprechpartner für eine demokratierettende Abwehrkooperation gegen die NS-Gefahr galt und der Schlüssel zum etwaigen Kurswechsel in Moskau lag, wusste auch Stampfer. Er nahm deshalb sogar eigenmächtig Kontakt mit der russischen Botschaft in Berlin auf, doch wie zu erwarten ohne Ergebnisse. Die Führung der KPD, die ein Naziregime danach leichter revolutionär stürzen zu können glaubte, und jene der SPD mit deren Annahme raschen „Abwirtschaftens“ des – innere Rivalitäten notdürftig überdeckenden – NSDAP-Personals verbanden Fehleinschätzungen: Sie erfassten zu jeweils eigenem Schaden erst aus bitteren Repressionserfahrungen die besondere Gefährlichkeit dieser sogar gemessen am italienischen Faschismus neuartigen innenpolitischen Feindesmacht.

Die Linke im Untergang vereint

Wenn hier die politische „Linke“ jener Zeit im Schwerpunkt auf der SPD/KPD-Polarisierung betrachtet werden soll, muss ein damals anderes Begriffsverständnis mit bedacht werden. Der neben Stampfer einflussreichste Journalist in der Weimarer Republik, der „Berliner Tageblatt“-Chefredakteur Theodor Wolff, hatte zwar 1926 die liberale DDP wegen deren gespalteter Abstimmung zum „Schund- und Schmutzgesetz“ einer Mitte-Rechts-Koalition mit Zensurbestimmungen verlassen. Dies geschah aber deshalb, weil er unbeirrt ein klassischer Linksliberaler geblieben war. Wolffs Leitartikel-Appell im „Berliner Tageblatt“ am Wahltag 14. September 1930 „Parole: links!“, und sein Motto „Macht den linken Flügel stark!“ wurde so ausbuchstabiert: „Der linke Flügel besteht, da der Kommunismus ausscheidet, aus der Deutschen Staatspartei und der Sozialdemokratie.“ Die nur mehr in einer unentschiedenen Mitte angesiedelte „Staatspartei“ war als fragwürdige Erbin der DDP aber spätestens im Juli 1932 mit 1,0 Prozent der Stimmen komplett irrelevant geworden, weshalb Linksliberale nun häufig die SPD wählten.

Auch der rückblickend ähnlich prominente Publizist Carl von Ossietzky hatte vor 1914 als Linksliberaler in der „Demokratischen Vereinigung“ begonnen; er schrieb in den frühen Weimarer Jahren primär in der zum linken DDP-Flügel hinneigenden „Berliner Volks-Zeitung“, bevor er seit 1926 „Die Weltbühne“ leitete. Ossietzky äußerte sich dort bereits am 19. Januar 1932 nur noch verzweifelt: „Die K.P.D. setzt ihre lärmende Untätigkeit fort und verhindert damit ernsthafte Aktionen ebenso wie die S.P.D. mit ihrem Opportunismus“ der sich anbahnenden Unterstützung einer Wiederwahl Hindenburgs; aber die Zersplitterung der linken Kräfte reiche noch darüber hinaus: „Von sachkundiger Seite wird versichert, daß es in Deutschland nicht weniger als siebzehn kommunistische Gruppen gibt.“ Es hatte eine über diese Zeitschrift einer kulturellen „Linken“ hinausreichende Symbolkraft, wenn zur „Weltbühne“ vom 17. Mai der Schriftsteller Alfred Polgar einen Artikel beisteuerte mit dem Titel „Ossietzky geht ins Gefängnis“. Die Strafe hatte er für die Aufdeckung heimlicher deutscher Aufrüstung erhalten und war so auch für den Rest des Jahres 1932 in seinem Blatt zum Schweigen verurteilt.

Ohne die erwähnten Fehleinschätzungen zu beschönigen, sollte aber dieses nicht aus dem Blick geraten: Es waren Verfassungsbrüche, Repressions- und Gewaltakte der Republikgegner und Antidemokraten von rechts, die sämtliche Teile der vielfältig gespalteten Linken 1932/33 letztlich im Untergang vereinten.

Autor*in
Detlef Lehnert

ist Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Mitglied im Geschichtsforum beim Parteivorstand der SPD.

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