Geschichte

Happy Birthday, Sandmännchen!

von ohne Autor · 21. November 2009
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vorwärts.de: Welche ist Ihre Lieblings-Folge des Sandmännchens?

Volker Petzold: Es gibt ein Lieblingsbild - der Weltraumausstieg "Unseres Sandmännchens", bei dem er, wie mit einer Nabelschnur mit der spitzen Rakete verbunden, keck wie ein Drachentöter in die Kamera schaut. Es war ein Kalenderfoto für 1967. Leider gibt es dazu keine filmische Episode - die wäre sicher mein Liebling gewesen. Ansonsten liebe ich vor allem die Weltraumepisoden, weil die so schön futuristisch sind.

Das Sandmännchen ist ja schon für seine besonderen Fortbewegungsmittel bekannt. Mit welchen Fahrzeugen können wir noch rechnen?

Für den Geburtstag dieses Jahres sind schon zwei neue Episoden "im Kasten", in denen der Sandmann wieder mit "bodenständigen" Fahrzeugen kommt, was er in den letzten Jahren in Neuproduktionen nicht tat. Sie spielen zudem "tief im Westen" im Schwarzwald - mehr werden die geneigten kleinen und großen Zuschauer dann auf den Bildschirmen sehen!

Sie haben es erwähnt: Am 22. November feiert das (Ost-)Sandmännchen seinen 50. Geburtstag. Hätten Sie damals damit gerechnet, dass es dieses stolze Alter erreicht?

Im Herbst 1990, als die Zuschauer glaubten, "Unser Sandmännchen" würde "abgewickelt" werden, sagte ein Chefredakteur des Deutschen Fernsehfunks in einem Zeitungsinterview, den Sandmann würde es wohl länger geben werden, "als wir den Füllfederhalter in der Hand halten können". Ich konnte dieser Meinung immer nur zustimmen.

Was macht den besonderen Reiz des Sandmännchens aus, dass es auch heute noch viele Kinder begeistert?

Das nahezu genial gestaltete Gesicht der Puppe mit dem unvergleichlichen Blick, die hochprofessionelle Animation, hinter der auch immer eine Heerschar von einfallsreichen Gestaltern stand, das eingängige Lied und nicht zuletzt die legendären Fahrzeuge, mit denen der Sandmann zu kommen und zu gehen pflegte.

Warum gab es eigentlich zu Zeiten der DDR zwei Sandmännchen?

Weil es neben der DDR noch einen anderen deutschen Staat gab. Und der ebenfalls - in verschiedenen Rundfunkanstalten - insgesamt neun Figuren auf den Sender brachte.

Das Ost-Sandmnänchen hat die Wende überlebt, das West-Sandmännchen nicht. Warum?

Das Ende des West-Sandmännchens hat nichts mit der "Wende" in der DDR zu tun. Es wurde sukzessive von den verschiedenen Anstalten wie SFB und NDR bereits vorher abgeschafft. Im Übrigen liefen Sandmännchen-Wiederholungen im Westen im Sendebereich des Südwestrundfunks noch bis 1992.

Sie haben ein Buch über das Sandmännchen sowie ein Lexikon geschrieben. Was haben Sie bei der Recherche herausgefunden, das sie besonders überrascht hat?

Die ungeheure gestalterische und erzählerische Vielfalt der Geschichten - im Westen wie im Osten. Und die Liebe, mit der alles produziert wurde.

Mittlerweile gibt es eine große Palette an Merchandising-Produkten zum Sandmännchen. Stört Sie das?

Überhaupt nicht! Solange die Porno-Industrie nicht einsteigt…

Was wünschen Sie ganz persönlich dem Sandmännchen zum Geburtstag?

Ich weiß, das ist nicht sehr originell, aber das Beste, was man ihm wünschen kann: Nochmal mindestens fünfzig Jahre. Und natürlich ein ungebremstes Zuschauerinteresse.

Interview: Kai Doering

Volker Petzold studierte Chemie und Betriebswirtschaft sowie Philosophie/Ästhetik und war von 1986 bis 1991 beim Bundessekretariat des Kulturbunds der DDR für Filmklubarbeit. Daneben war er stellvertretender Chefredakteur des Deutschen Fernsehfunks (DFF). Seit 1993 ist Volker Petzold mit film- und fernsehhistorischen Publikationen und Ausstellungen befasst.

In diesem Jahr sind vom ihm das Buch "Das Sandmännchen - Alles über unseren Fernsehstar" sowie "Das große Ost-West-Sandmännchen-Lexikon" erschienen.

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