Im Rahmen einer Lesung am 14. Juli diskutierte Herausgeber Renatus Deckert mit den Autoren Marcel Beyer, Katja Lange-Müller und Thomas Rosenlöcher. Weitere Lesungen sind unter anderem in
Düsseldorf, Elmau, Leipzig, Köln, Frankfurt, Wuppertal, Stuttgart und Hamburg geplant.
In seiner Einführungsrede kommentierte Buchautor Ingo Schulze zu dem Sammelband, das ihm dazu einfallende Schlagwort sei: "Persönliches". "Wenn man die Berichte, Notate liest, hat man das
Bedürfnis, seine eigene Geschichte zu erzählen. Man tritt in eine Dialog", so Schulze weiter.
Anschließend übergab Schulze das Wort an den Herausgeber Renatus Deckert, der die Moderation der Abendveranstaltung übernahm. Rotierend lasen Katja Lange-Müller, Marcel Beyer und dann
Thomas Rosenlöcher ihre Geschichten vor. Nach jedem Lesebeitrag lud Deckert durch kleine Fragen zur Diskussion auf dem Podium ein. Die Fragerunden nutzten die Schriftsteller auch dazu mit in der
Gesellschaft verankerten - aus ihrer Sicht - falschen Vorurteilen aufzuräumen.
Thomas Rosenlöcher etwa, der noch einmal betonen wollte, dass nicht jeder mit Grenzöffnung sofort in den "Westen" geflohen sei. In seinem Umfeld beispielsweise hätte sich sogar eine gewisse
Überzeugung zum Bleiben durchgesetzt. "Wer bleiben kann, sollte bleiben. Es wird seinen Sinn haben", so Roselöcher. Auch Lange-Müller wollte die Fehlperzeption aus der Welt zu schaffen, dass
jeder Grenzüberschritt mit vielen Tränen verbunden war. Sie sagte: "Man hat ja nicht nur Menschen verlassen, die man vermissen würde. Es gab auch Menschen, die man nicht unbedingt wieder sehen
wollte." Für sie sei die Auswanderung eine Art "Katharsis" gewesen, nach dem Motte "wirf dein Kreuz weg, dann ist alles dein".
Im Plenarsaal der Kunstakademie am Pariser Platz lauschten rund 200 Zuhörer gespannt den stellenweise illustren und amüsanten Ausführungen der Autoren und entschieden sich im Sinne von
Roselöcher bis zum Schluss zu bleiben; "das wird seinen Sinn" schon gehabt haben - geregnet hatte es jedenfalls nicht.
Renatus Deckert (Hg.),
Die Nacht, in der die Mauer fiel, Surkamp-Verlag 2009,
ISBN: 978-3-518-46073-3, Preis:
8,90€