Geschichte

Fußballbegeisterung

von Die Redaktion · 1. Dezember 2005
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Sieben Jahre hat er die Verantwortung für dieses Land getragen - und dafür möchte ich ihm den größten Respekt und den größten Dank aussprechen. Das gilt für mich persönlich, das gilt aber sicherlich auch für viele Fußballfans, für die ich an dieser Stelle auch sprechen will. Es war phänomenal, wie er die Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2006 unterstützt hat. Dass diese WM 2006 in Deutschland stattfindet, ist auch sein Verdienst, weil er die politische Seite der Bewerbung abgedeckt hat. Wir alle wissen, dass diese WM dem Fußball in Deutschland einen großen Schub geben wird, dessen Ausmaß wir uns heute kaum vorstellen können. Es gibt neue Stadien, mehr Fans, neue Sponsoren, der Fußball steht in der Öffentlichkeit, die WM wird einen Boom beim Fußballnachwuchs auslösen - und daran hat Gerhard Schröder einen großen Anteil.

Für ihn ist Fußball nicht nur das professionelle Spiel, sondern er hat auch die soziale Faszination des Fußballs erkannt. Unvergesslich für mich war unsere gemeinsame Südamerika-Reise im Februar 2002 nach Mexiko und Brasilien, bei der ich offizielles Mitglied der Delegation sein durfte. Wir haben in seinem Bereich des Flugzeuges bestimmt acht Stunden intensiv über Fußball und dabei vor allem über die soziale Komponente diskutiert. Wenn nach der Weltmeisterschaft 2006 noch mehr Kinder unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten miteinander Fußball spielen, dann wird sich auch Gerhard Schröder freuen. Und wir sollten dann wissen, dass auch er daran seinen Anteil hat.

Mir persönlich hat Gerhard Schröder sehr viel gegeben - viel mehr, als in der Öffentlichkeit bekannt ist. Wobei ich dies als ein herausragendes Merkmal festhalten möchte, das man in der heutigen Zeit ganz selten findet. Nie ist irgendein Detail unserer Treffen und unserer Gespräche an die Öffentlichkeit gekommen. Dabei haben wir seit 2001 relativ engen Kontakt, egal ob telefonisch oder persönlich. Diese Verschwiegenheit hat mir immer gezeigt, dass es Gerhard Schröder ernst meint und sowohl mich als auch den Fußball ernst nimmt. Nie hat er irgendetwas aus unseren Gesprächen benutzt, um positiv in die Schlagzeilen zu kommen. Dies war die Grundlage dafür, dass wir ein sehr vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut haben. Und das ist in der heutigen Zeit wahrlich eine Seltenheit. Diese Begebenheiten zeigen mir auch, dass er kein "Medienkanzler" war, wie manches Mal behauptet, sondern ein verantwortungsvoller und umsichtiger Kanzler.

Treffen im Bundeskanzleramt

Er ist Schirmherr der Stiftung Jugendfußball, die von der 1990er Weltmeister- und der 1996er-Europameister-Mannschaft gegründet wurde und er stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Schon im Jahr 2001 hat er uns erklärt, dass man sich der neuen Kommunikationsmöglichkeiten bedienen muss, um die junge Generation zu erreichen. Schon damals hat er immer wieder darauf hingewiesen, dass man die Entwicklungen im Auge haben und früh lernen muss, mit diesen Entwicklungen umzugehen. Er hat beispielsweise schon früh erkannt, dass das Internet die Kommunikation verändern wird.

Sehr beeindruckend war für mich ein Treffen in Berlin im Herbst 2004, kurz nachdem ich das Amt des Bundestrainers übernommen hatte. Im Kanzlerbüro gab er mir in einem sehr persönlichen Gespräch wertvolle Tipps in Sachen "Leadership". Zum Beispiel wies er mich damals darauf hin, den Kreis der Führung um die Mannschaft relativ eng und immer zusammenzuhalten. Wir haben über unser Führungsteam Oliver Bierhoff und Joachim Löw gesprochen und er hat darauf hingewiesen, dass wir immer mit einer Zunge sprechen sollten. Und er hat auch eine Richtung vorgegeben: Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Das haben wir uns zu Eigen gemacht. Für diese Gespräche und diese Hilfestellungen bin ich ihm zu großem Dank verpflichtet.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, mich an dieser Stelle zu bedanken und den Hut zu ziehen vor der Leistung von Gerhard Schröder. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass er jetzt ein bisschen mehr Zeit hat. Zeit für sich, für seine Familie - und vielleicht auch ein bisschen Zeit für den Fußball. Er wird bei allen Länderspielen unserer Mannschaft ein gern gesehener Gast sein. Denn ich weiß: Bei ihm ist die Begeisterung für den Fußball echt.

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