Geschichte

Einer wie keiner

von Die Redaktion · 1. Dezember 2005
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Ich habe ihn kennen gelernt als jemanden, der neugierig ist auf das, was Menschen erlebt haben und bewegt. Wenn es drauf ankam, konnte man sich auf ihn verlassen. So war es auch, als die Fluten von Elbe und Mulde im Jahr 2002 viele Aufbauleistungen in Ostdeutschland zunichte machten. Gerhard Schröder hat damals dafür gesorgt, dass schnell und entschlossen Hilfe geleistet wurde. Er hat verhindert, dass Mutlosigkeit um sich griff, wo so vieles hinweggespült wurde.

Immer wieder stand die Regierung Schröder vor Herausforderungen, die - mal mehr, mal weniger überraschend - vor Deutschlands Türen standen. Wohl keiner, auch Gerhard Schröder nicht, hatte geahnt, wie stark sich die Welt in den vergangenen Jahren verändern würde: die Konflikte im Kosovo, in Afghanistan, im Nahen Osten, der Zusammenbruch der New Economy, die Terroranschläge von New York, Bali, Madrid und London. All dies waren Herausforderungen, die nicht absehbar waren, als die rot-grüne Bundesregierung 1998 die Verantwortung übernahm. Die Weltwirtschaft verändert sich heute rasant. Wissen und Bildung werden für unsere Wirtschaft immer wichtiger. Die demografischen Veränderungen hinterlassen erste sichtbare Spuren im Land.



Unser Land moderner gemacht

Deutschland ist im 21. Jahrhundert angekommen. Und Gerhard Schröders Verdienst ist es, unser Land auf diesen Weg mitgenommen zu haben. Er hat Deutschlands Rolle in Europa und der Welt selbstbewusst neu justiert. Nicht nur Willy Brandt und Helmut Schmidt haben die SPD zur Partei des Friedens und der Friedenssicherung gemacht. Auch Gerhard Schröder steht in dieser Tradition. Er hat Deutschland ein gefährliches militärisches Abenteuer erspart und dafür sind ihm die Menschen in unserem Land noch heute sehr dankbar.

Gerhard Schröder hat aber vor allem auch im Inneren unser Land moderner gemacht. Nach vielen Jahren des Stillstands und des Zögerns hat seine Regierung Ernst gemacht und begonnen, die sozialen Sicherungssysteme auf Zukunft zu programmieren. Die rot-grüne Regierung hat die dritte Säule der Alterssicherung eingeführt. Die rot-grüne Regierung hat begonnen, die Arbeitskraft von Sozialabgaben zu entlasten und stattdessen die Finanzierung der Rentenversicherung auf mehr Schultern zu verteilen. Ein wahrer Durchbruch ist in den vergangenen Jahren in der Bildungs- und Familienpolitik gelungen. Noch kein Regierungschef vor ihm hat diesem Politikfeld so viel Aufmerksamkeit gewidmet - und das, obwohl ihm bei der Vorstellung der neuen Familienministerin ein Lapsus unterlief, der ihn noch lange begleiten sollte - und ihn selbst wohl am meisten ärgerte. Die Regierung Schröder hat für eine Trendumkehr bei den Forschungsausgaben gesorgt, sie hat die Universitäten gestärkt, das Bafög ausgeweitet, ein Ganztagsschulprogramm aufgelegt. Gut erinnere ich mich an den Besuch von Gerhard Schröder in Schwedt an der Oder. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren viele tausend Einwohner verloren. Deutlich konnte man spüren, dass die Stadt Hilfe beim demografischen Wandel brauchte. Zu offensichtlich waren die Industriebrachen, waren die tausenden leeren Wohnungen. Der "Stadtumbau Ost" gehört heute zu den entscheidenden Erfolgsgeschichten der Regierung Schröder. Beherzt wurde begonnen, den demografischen Wandel nicht nur zu verwalten, sondern auch zu gestalten. Mit diesem Programm können wir heute Erfahrungen sammeln, die wir in den kommenden Jahren noch häufig brauchen werden.

Die Tür für Veränderungen



Ich bin ganz sicher, dass wir Gerhard Schröder vor allem eins zusprechen werden: Mut. Er hat den Mut gehabt, die kraftvolle Erneuerung Deutschlands endlich in Angriff zu nehmen - eine Erneuerung, die so lange liegen geblieben war. Und er hat den Mut gehabt, standfest zu bleiben, als es schwierig wurde. Noch ist die Erneuerung Deutschlands nicht abgeschlossen. Aber die Deutschen können Gerhard Schröder dankbar sein, die Tür für Veränderungen nach vielen Jahren endlich aufgestoßen zu haben. Gleichzeitig hat er damit die SPD regierungsfähig gemacht. Nach den Schlachten der achtziger und neunziger Jahre hat er die Sozialdemokraten zu neuer Verantwortung geführt - auch wenn er es der Partei dabei nicht immer leicht gemacht hat (die Partei ihm aber umgekehrt auch nicht). Heute ist die SPD die Partei der Verantwortung, sie drückt sich nicht, sondern sagt was ist - und tut, was sie sagt. Auf dieser Basis wird es uns Sozialdemokraten gelingen, den Menschen in Deutschland wieder Zuversicht zu geben - und letztlich werden davon auch die Sozialdemokraten profitieren. Wir können Gerhard Schröder dankbar sein, dass er den Grundstein dafür gelegt hat. Ich wünsche mir, dass er uns mit seinem Rat auch in Zukunft weiter zur Verfügung steht. Wir werden ihn brauchen.

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